14. Juni 2022
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Staus vor den Ladepunkten?

Die unzureichende Ladeinfrastruktur wird oft als Grund gegen den Kauf eines E-Autos angebracht. Doch was ist an dem Vorwurf dran?

Bei Ladepunkten für E-Autos wird zwischen Normalladestationen und Schnellladestationen unterschieden. Foto: Christian Franz/BZV

Lange Suchen nach der richtigen Ladestation und noch längere Wartezeiten beim Aufladen der Elektroflotte – das verbinden viele nach wie vor mit elektrischen Antrieben. Bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur wird dabei zwischen Normallade- und Schnellladestationen unterschieden. Während normale Ladepunkte mit Wechselstrom und einer Ladeleistung von bis zu 22 Kilowatt (kW) ausgestattet sind, können Schnellladestationen mit Gleichstrom eine Ladeleistung von bis zu 300 kW erreichen. Als Schnellladepunkte gelten alle Ladestationen ab einer Leistung von 50 kW. Wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zeigt, laden nur 26 Prozent der Befragten in Deutschland ihre Elektroautos an öffentlichen Ladestationen. Dabei entfallen 14 Prozent auf Normalladestationen und 12 Prozent auf Schnellladestationen.

Normalladestationen dominieren

Mit insgesamt 6.393 Ladestationen ist Niedersachsen im bundesweiten Vergleich unter den Top vier. Das geht aus Daten der Bundesnetzagentur vom 1. April 2022 hervor. Nur Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben mehr Ladepunkte. Deutschlandweit sind derzeit rund 59.000 Ladepunkte vorhanden. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Zuwachs von 32 Prozent. Dominierend sind dabei die Ladepunkte mit einer Leistung von 12 bis 22 kW. Sie machen einen Anteil von knapp 70 Prozent aus.

In der Region 38 sind mit einer Anzahl von 1.004 die meisten Ladesäulen in Wolfsburg vorhanden. Bei den Landkreisen in der Region ist Gifhorn mit 87 öffentlichen Ladepunkten Spitzenreiter. Schlusslicht ist der Landkreis Peine. Hier gibt es aktuell 32 Ladestationen.

Sonst gibt es keine elektrische Zukunft

Ergebnisse einer KfW-Studie vom April 2022 zeigen jedoch, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur nicht im gleichen Maße wie die Zulassungszahlen von E-Autos wächst. Aktuell werden rund 1.000 neue Ladepunkte pro Monat geschaffen. „Das reicht nicht. Wir brauchen rund 2.000 neue Ladepunkte pro Woche, damit Kundinnen und Kunden eine gute öffentlich zugängliche Versorgung für ihr E-Auto haben“, berichtet Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes für Automobilindustrie.

Langfristig könne das zu Problemen in der Praxistauglichkeit der Elektromobilität führen. Lange Staus vor den Ladepunkten wären dann beispielsweise möglich. Auch deshalb hat die Bundesregierung einen Masterplan zur Ladeinfrastruktur entworfen. Dieser sieht eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte bis 2030 vor.

Auch auf kommunaler Ebene entwickeln Städte und Landkreise eigene Pläne, um eine gute Ladeinfrastruktur zu gewährleiten. So will die Stadt Braunschweig beispielsweise bis 2024 200 Ladepunkte und bis 2026 400 Ladepunkte anbieten können.

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