1. März 2019
Aus der Region

Krisenmanagement 2.0

Fünfter Energietalk von BS Energy

Energietalk BS Energy: v.l.n.r. Klaus Winter, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Grübel, Dipl.-Ing. Tobias Federico, Paul Anfang, Dr. Volker Lang, Hans-Ulrich Baier. Foto: Peter Siergik

Energietalk BS Energy: v.l.n.r. Klaus Winter, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Grübel, Dipl.-Ing. Tobias Federico, Paul Anfang, Dr. Volker Lang, Hans-Ulrich Baier. Foto: Peter Siergik

Der Energietalk von BS Energy in der fünften Runde: gemeinsam mit Unternehmern, Geschäftspartnern und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutierte der Energieversorger Entwicklungen und Möglichkeiten der Energiebranche und den Umgang mit Krisensituationen.

Mit einem Überblick über zurückliegende und bevorstehende Veränderungen, eröffnete Paul Anfang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender BS Energy. Neben dem Einstieg der Thüga als neue Anteilseigner steht mit dem Kohleausstieg bis 2023 auch ein neues Erzeugungskonzept mit einer Kombination aus Gasturbine und Biomasse-Heizkraftwerk. Im Anschluss gab Dr. Volker Lang, neues Vorstandsmitglied und Leiter des Vertriebs, einen Ausblick auf die aktuell entstehende Digitalisierungsagentur. Ziel dieser ist es, Braunschweig in Geschäftsbereichen wie Elektromobilität, WLAN und Telekommunikation den Weg zur Smart City zu bereiten. Dr. Lang: „Mir ist es wichtig, Digitalisierung als Chance zu sehen und technische Möglichkeiten zu nutzen, die vor einiger Zeit noch gar nicht denkbar waren.“

Paul Anfang vermittelt dem Publikum einen Einblick in die ereignisreiche Zeit bei BS Energy. Foto: Peter Siergik
Paul Anfang vermittelt dem Publikum einen Einblick in die ereignisreiche Zeit bei BS Energy. Foto: Peter Siergik

Kühler Kopf in Krisensituationen

Der Höhepunkt des Abends: ein Vortrag des ehemaligen Lufthansakapitäns Hans-Ulrich Baier zum Thema Entscheidungsfindung in Krisensituationen mithilfe der FORDEC-Methode. „Die häufigsten Fehler treten aufgrund menschlichen Versagens und vor allem schlechter Kommunikation auf. Insbesondere in Krisensituationen, mit einem Adrenalincocktail im Blut, ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und gut strukturierte Entscheidungen zu treffen“, mahnte Baier. Seit Jahren greift die Luftfahrt bei Pilotenschulungen auf diese Methode zurück. FORDEC steht für Facts, Options, Risks, Decisions, Execution, Check und beschreibt ein Vorgehen zum Abwägen aller vorhandenen Fakten und daraus resultierenden Optionen und Risiken. „Die Methode kann bei einem Flugzeugabsturz weiterhelfen, aber genauso gut beim Schuhekaufen“, so Baier.

Für alle Eventualitäten gewappnet

Über ein mögliches Krisenthema im Zusammenhang mit BS Energy referierte Klaus Winter, Geschäftsführer der BS Netz GmbH: das Szenario eines vollständigen Blackouts in Braunschweig. „Stellen Sie sich mal den Braunschweiger Weihnachtsmarkt ohne Beleuchtung vor – Abgesehen von Mandel Meier würde man hier nichts mehr wiederfinden“. Zu der Frage von Moderator Prof. Andreas Grübel, ob BS Netz für einen Stromausfall in Braunschweig gewappnet wäre, zeigte sich Winter optimistisch: „Wir haben viele Fachkräfte, die für einen Ernstfall geschult und in der Lage sind, die Versorgung bei einem Vorfall wie in Berlin Köpenick schnell wieder herzustellen“. Darüber hinaus habe man in technischen Simulationen nachgewiesen, dass im Ernstfall eine Versorgung von der Mehrheit der Braunschweiger Haushalte auch unabhängig von der deutschen Netzstruktur möglich sei.

Ist ein Blackout in Braunschweig also kein realistisches Szenario? In der abschließenden Diskussion postulierte Paul Anfang, sich für alle Eventualitäten der Zukunft zu wappnen: „Bei allen Vorteilen der Energiewende führt die damit zusammenhängende Dezentralisierung der Energieerzeugung zu einer Zunahme möglicher Angriffspunkte. Auch die Digitalisierung stellt uns vor immer größere Herausforderungen.“ Deswegen sei es wichtig, sich nicht von einer Energiequelle abhängig zu machen und weiterhin Simulationen für den Ernstfall durchzuführen. „Wir sollten immer auf das Unvorhergesehene vorbereitet sein.“

Auch interessant