28. Februar 2023
Entscheider

Der Schreibtisch von Siegmar Zajonc

Geschäftsführer der Jordan GmbH

Jordan-Geschäftsführer Siegmar Zajonc. Foto: Niklas Eppert

Die Geschichte von Siegmar Zajonc fängt klein an. In vielerlei Hinsicht. „Ich wusste schon mit acht Jahren, dass ich Elektriker werden wollte“, sagt der Geschäftsführer der Jordan GmbH. Schon damals sei ihm klar gewesen, dass er am Ende das Tages am liebsten ein handfestes Ergebnis seiner Arbeit sieht. „Aber ich wollte irgendwann mehr erreichen, mich weiterentwickeln. Deswegen habe ich meine beiden Meister gemacht.“ Den Blaumann als Arbeitstracht hat Zajonc inzwischen nur noch selten an. Stattdessen sitzt er in Hemd und schwarzer Stoffhose hinter einem ausladenden Schreibtisch vor Meisterbriefen, Ordnern und Jagdtrophäen als wir ihn an einem Dienstagnachmittag im Braunschweiger Ortsteil Rautheim besuchen.

Bereits sein Vater Hubert war Handwerker – ein leidenschaftlicher Tüftler, erinnert sich Zajonc. „Mein Vater war ein begnadeter Handwerker. Er konnte Sachen reparieren, die ich mir niemals zutrauen würde. Der Mann hatte einfach eine Gabe.“ Sein Ein-Mann-Betrieb funktionierte aus der heimischen Wohnung heraus. Das reichte Zajonc Senior. „Mein Vater wollte nie, dass sein Betrieb wächst.“ Er habe lieber für sich allein gearbeitet, mochte die Herausforderung. Doch ein Einzelkämpfer wie sein Vater ist Siegmar Zajonc nicht: Als er den Betrieb vor 24 Jahren übernahm, setzt er auf Wachstum. Insgesamt 25 Mitarbeiter:innen arbeiten heute in seinem Unternehmen. „Meine Mitarbeitenden haben Familien, für die ich mich persönlich verantwortlich fühle. Das treibt mich an“, sagt er. Doch zurück auf Anfang …

Anfänge in der Industrie

Nach seiner Ausbildung ging Zajonc zunächst in die chemische Industrie, sammelte dort Erfahrung als Energieanlagenelektriker und machte in diesem Gewerk auch seinen ersten Meister. Der Job habe ihn erfüllt, sagt er rückblickend, dennoch zog es ihn einige Jahre später wieder zurück zu den familiären Wurzeln. Er legte eine zweite Meisterprüfung im Bereich Sanitär ab und übernahm 1999 den Familienbetrieb. Gerade einmal ein Jahr später kaufte er die damalige Firma Jordan auf. 2004 wurde aus den beiden Familienunternehmen die Jordan GmbH, die er bis heute führt. Seitdem ist das Unternehmen stetig gewachsen. Neue Geschäftsfelder kamen hinzu.

Denn die Branche wandelte sich stark. Längst baut das Unternehmen nicht mehr nur Öl- und Gasheizungen ein. Mit der Energiewende, sagt Zajonc, habe sich das Umfeld grundlegend geändert: Der Weg fort von den fossilen Energieträgern ist beschlossen. „Die Politik sieht die Zukunft des Heizens in erster Linie im Strom.“ Letztendlich bliebe es am Handwerk den Transformationsprozess umzusetzen. Damit gingen nicht nur wachsende Kundenansprüche einher, auch die Technik sei in den letzten zwei Jahrzehnten ausgereifter, wartungsintensiver und digitaler, die Vorschriften detaillierter geworden. Das stellt neue, komplexe Anforderungen an das Handwerk. „Wir sprechen heute viel mehr über Themen, wie Umweltschutz und Wasserhygiene. Eine Wärmepumpe müssen wir nicht nur verbauen, sondern auch berechnen können, ob sich diese überhaupt für die Kunden eignet.“

Und doch liegt das Kerngeschäft der Jordan GmbH nach wie vor im Warten und Instandsetzen klassischer Heizungen. Und die Telefone laufen gerade im Winter heiß. Wenn die Nächte länger und die Tage kälter werden, warten die Menschen nicht, bis sie den Notdienst rufen. Jordan bietet ebensolchen 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche. In Hochzeiten erreichten das Team über 200 Anrufe am Tag.

Jäger und Innungschef

Wenn Zajonc nach einem langen Arbeitstag die Bürotüren abschließt, bedeutet das für ihn noch längst nicht den Feierabend. Er ist Innungsobermeister des Sanitärhandwerks in Braunschweig. „Natürlich ist das anstrengend und zeitaufwendig“, gibt er zu. „Aber es ist zum Wohle des Handwerks.“ Über die Innung hätten die Betriebe Einfluss auf Normungen, der Verband kann außerdem Lehrgänge und Fortbildungen für alle anbieten, vom Lehrling bis zum Meister. In seinem eigenen Betrieb möchte Zajonc das Vorleben. Er fördert seine Mitarbeiter:innen. „Bei uns kann jeder werden, was er will. Solang er eine Begabung dafür hat, legen wir keine Steine in den Weg“, sagt er. Es liege am Vorgesetzten das Talent zu erkennen und am Mitarbeiter sein Ziel zu erreichen. Der Erfolg gibt Zajonc recht: „Ich habe Bauleiter, die als Hilfsarbeiter angefangen haben.“ Er lächelt stolz, als er davon erzählt.

Auszeiten gönnt sich Zajonc gemeinsam mit seiner Frau vorzugsweise in Wald und Wiese. Die beiden sind passionierte Jäger. Den Kopf freizubekommen sei nicht immer einfach, die Ruhe der Natur helfe aber das Klingeln des Handys aus den Ohren zu bekommen. „Für alles andere habe ich die starke Schulter meiner Lebensgefährtin“, sagt er und lächelt. Manchmal setzt er in seiner Freizeit aber auch auf jede Menge Krach und Adrenalin: „Ich fahre auch Motorrad auf Rennstrecken.“

Die Frage der Nachfolge

Siegmar Zajonc ist mittlerweile 56 Jahre alt. Die Rente steht nicht direkt vor der Tür, trotzdem macht er sich bereits Gedanken um seine Nachfolge. Das gebiete schon die Verantwortung für seine Mitarbeiter:innen, betont er. Doch in den folgenden Jahren stehe zunächst eine weitere Expansion an: In Zukunft will die Jordan GmbH auch Photovoltaikanlagen verbauen. In Anbetracht der aktuellen Lage auf den Energiemärkten ein neues Wachstumsfeld, glaubt Zajonc. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Krisen und trotz Rezession habe das Handwerk nach wie vor goldenen Boden, ist sich Zajonc sicher.

„Man muss allerdings die richtigen Entscheidungen treffen. Und vor allem: Ein Chef muss seine Mitarbeitenden zu einem Team formen können. Sie geben dann ihr Bestes, wenn sie sich gut aufgehoben fühlen.“ Den Fachkräftemangel fürchtet er deshalb nicht – schließlich ist aus einem kleinen Keim ein stabiles Unternehmen erwachsen.

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