Triology ist ein IT-Unternehmen mit Sitz in der Braunschweiger Innenstadt. Zwanzig Jahre nach der Gründung als IT-Start-up weist das mittelständische Unternehmen einen Umsatz von 8,4 Millionen Euro vor. Deutschlandweit betreut Triology etwa 15 Unternehmen, davon zwei in der Region Braunschweig-Wolfsburg. Wir sprachen mit den Geschäftsführern Thomas Paliga, Thomas Grosser und Tino Friedrich über die Idee von drei Freunden in den 2000ern, das Ringen um die klügsten Köpfe und was es braucht, um sich als etabliertes IT-Unternehmen zwischen Start-ups zu behaupten …
Herr Paliga, Herr Grosser, Herr Friedrich, wann saßen Sie das erste Mal in Ihrem Leben vor einem Computer?
Friedrich: Im Studium. Es war ein Robotron aus DDR-Zeiten, kurz nach der Wende. Damals dachte ich, hoffentlich muss ich das nicht ewig machen. (lacht)
Paliga: Bei mir war es während des Studiums mit einem sehr guten Freund – nämlich mit Thomas
Grosser: Wir kennen uns bereits seit der Schule. Der Computer war ein 286er mit vier Megabyte Arbeitsspeicher. Gemeinsam haben wir versucht, über das Modem ins Internet zu kommen, um das AOL Mailprogramm zum Laufen zu bringen.
Und das war auch Ihre erste Computer-Erfahrung, Herr Grosser?
Grosser: Ich habe in den 80er Jahren schon als Schüler im Fachgeschäft vor diesen Geräten gestanden. Den ersten eigenen Computer gab es mit 12 – das war ein Commodore 64. Damals fing es bei mir auch schon mit dem Programmieren an …
Was haben Sie programmiert?
G: Meine Eltern waren selbstständig mit einem Mietwagenunternehmen und ich habe versucht, ihnen ein Abrechnungsprogramm zu schreiben.
Wie kamen Sie vor 20 Jahren auf die Idee gemeinsam ein IT-Unternehmen zu gründen?
P: Ich bin von Haus aus Ingenieur und Thomas Grosser ist Informatiker. Die Triology-Idee entstand im Restaurant Momo. Wir saßen abends zusammen und wollten ein Unternehmen gründen, das sich mit der Übersetzung von Anforderungen der Industrie in der Software-Entwicklung beschäftigt. Unser Gründungsclaim war „Software meets Engineering“.
Aber die Garage gab es nicht, oder?
G: Nein, Thomas Paliga war bereits mit seinem Ingenieurbüro selbstständig. Ein Büro war also schon da, außerdem gab es Mitarbeiter. Zu dieser Firma haben wir Triology sozusagen „dazu gegründet“.
Sehen Sie sich selbst als Pioniere?
P: Ich würde es nicht unbedingt Pionierarbeit nennen. Es gab zur damaligen Zeit einen großen Markt, denn immer mehr Prozesse wurden in Software abgebildet. Unser Gedanke war es, die Übersetzungsschnittstelle von Anforderungen in Software zu gestalten.
20 Jahre ist eine lange Zeit und Sie kennen sich sogar seit Schulzeiten. Wie gut klappt Unternehmensführung unter Freunden?
G: Ja, das ist tatsächlich ungewöhnlich, aber es knallt auch ab und zu zwischen uns …
P: … das hat aber nachgelassen, oder? Die ersten zehn Jahre waren viel schöner! (alle lachen)
G: Im Ernst: In Summe muss man sagen, dass wir ein gutes Team sind und uns perfekt ergänzen.
Wie hat sich die Branche in den vergangenen 20 Jahren verändert?
G: Vor 20 Jahren ging man noch anders an Projekte heran. Es wurde mit umfangreichen Konzepten und Plänen gearbeitet, es gab Projektleiter. Heute wird Software wesentlich agiler und selbstbestimmter entwickelt. Ein Projekt bearbeiten wir in einem iterativen Prozess. Morgens wird im Team besprochen, welche Aufgaben anstehen. Je nach Priorität, Kapazität und Stärken werden dann die Aufgaben verteilt.
P: Deshalb lautet unser Unternehmensclaim heute auch „Agility for your business“. Dabei steht immer der Kunde im Mittelpunkt.
Wie können etablierte Unternehmen wie Triology sich im Wettbewerb gegen schlanke Start-ups behaupten?
F: Hauptsächlich arbeiten wir im B2B-Geschäftsumfeld, in dem kleinere Aufträge tatsächlich gern an Start-ups abgegeben werden. Für größere Aufträge legen Kunden aber besonderen Wert auf Erfahrung und Kontinuität – besonders auch in der IT-Betreuung. Und genau das bieten wir. Damit sind wir Start-ups weit voraus.
P: Wir haben zusätzlich eine große Expertise im IT-Consulting, analysieren IT-Security Anforderungen und die Performance von IT-Prozessen in Kundenunternehmen. In diesem Geschäftsfeld sind Start-ups weniger aktiv.

Sie bieten mit APEX eine Low-Code-Entwicklungsplattform an, die es ermöglicht, Programme auch mit wenigen Kenntnissen zu entwickeln. Warum braucht es in Zukunft trotzdem IT-Unternehmen wie Triology?
G: Low-Code-Plattformen sind gut geeignet, um sogenannte Schatten-IT im Unternehmen einzufangen und in ein einfaches Programm zu überführen. Das hat den Vorteil, dass das Programm pflegbar, wartbar und sicher ist und außerdem systemisch gut funktioniert. Wird es komplexer, braucht man klassische Softwareentwicklung. Deshalb bieten wir beides an und haben damit ein breiteres Spektrum an Lösungskompetenz.
Eine der größten wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ist der Fachkräftemangel, der besonders die IT-Branche betrifft. Wie groß ist die Konkurrenz von großen Arbeitgebern, wie VW, Siemens und Co. …
G: … Nordzucker, MAN, Salzgitter AG, …
P: Wir sehen uns an der Stelle nicht in Konkurrenz um Fachkräfte, sondern versuchen das Kontrastprogramm zu vielen anderen Arbeitgebern abzubilden. Bei uns steht ein sehr familiäres Miteinander im Vordergrund. Wir versuchen sehr nah dran zu sein, möchten emotional führen und auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Emotionale Intelligenz ist eine wichtige Kompetenz für unsere Führungskräfte, die wir auch mit Schulungen unterstützen.
F: Dazu gehört auch, die Lebensphasen der Mitarbeitenden zu beobachten und zu begleiten. Auf diese Wünsche einzugehen und sie zu begleiten, fällt uns als Mittelständler leichter als einem Großunternehmen.
BDI-Chef Siegfried Russwurm plädierte für eine 42-Stunden-Woche, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Andere Länder testen eine Vier-Tage-Arbeitswoche. Wo stehen Sie?
F: Ich denke, die Lösung ist eher, die Arbeitszeit an Lebensphasen auszurichten. Zuerst möchte man als junger Mensch viel arbeiten und Geld verdienen. Vier Jahre später ist vielleicht das Haus gebaut, die ersten Kinder sind da – dann verändern sich oft Prioritäten und man möchte mehr Zeit haben für die Familie. Solche Modelle wollen wir unseren Mitarbeitenden ermöglichen und nicht eine Pauschal-Lösung für alle bestimmen.
Wie hat die Pandemie die Arbeit in Ihrem Unternehmen verändert?
F: Wir haben während Corona die Möglichkeit bekommen, eine zusätzliche Etage im Haus zu mieten. Während die Kolleg:innen von Zuhause arbeiteten, haben wir unsere Räumlichkeiten umgestaltet. Dabei ist unter anderem ein Gemeinschaftsraum mit Kicker-Tisch, Küche und Sitzmöglichkeiten entstanden. Auch Flex-Arbeitsmöglichkeiten sind eingerichtet. Jetzt schauen wir, wie die Mitarbeitenden diese Möglichkeiten annehmen, sodass ein passender Mix aus Anwesenheit und mobilem Arbeiten entsteht.
Sie mieten eine weitere Etage an, obwohl weniger Arbeitsplätze im Büro benötigt werden. Ist das nicht ein Widerspruch?
P: Nein. Obwohl wir Raum gewonnen haben, wurden feste Arbeitsplätze abgebaut. Im Ergebnis haben wir mehr Kollaborationsfläche, großzügiger gestaltete Räume.
G: Das Büro ist unsere Begegnungsstätte. Wenn man zusammenarbeiten möchte, haben wir hier den Platz geschaffen. Einige wollen auch dauerhaft zurück ins Büro, andere haben sich zuhause gut eingerichtet und arbeiten ab und an hier. Das ist alles möglich.
Programmieren Sie eigentlich selbst?
P: Nicht wirklich, ich bin eher der typische Anwender. Mich interessiert alles, was neueste Technologie angeht. Ich bin auch nicht der Mensch, der anfängt, eine Anleitung zu lesen. Da setze ich mich lieber direkt dran und probiere alles bis in die letzte Funktion aus.
F: Ich bin recht Excel-affin und tüftele gern aus kaufmännischer Sicht herum – aber natürlich ist das nicht Programmieren im engeren Sinne.
G: Auch wenn ich es gelernt habe, programmiere ich persönlich auch nur noch sehr selten. Ich bin aber ein ziemlicher Nerd geblieben. Home-Automation, Licht-Steuerung oder smarte Thermostate interessieren mich im Moment besonders (lacht). Aber das würde ich eher als Tüfteln bezeichnen.
P: Du hast aber auch schonmal Party-Homepages für uns erstellt! Mit Anmeldemasken und allem drum und dran …
G: Naja, aber das darf man nicht Programmieren nennen (lacht).
Was machen Sie denn, wenn Sie sich nicht mit Technik beschäftigen?
P: Die Familie steht bei mir an erster Stelle. Ich interessiere mich außerdem für Fußball, habe selbst eine Jugendmannschaft trainiert und bin bei den Freien Turnern ehrenamtlich aktiv.
F: Mehr als die Hälfte der Wochenenden bin ich nicht zuhause, sondern mit meiner Familie unterwegs. Gerne mit dem Motorboot auf der See.
G: Ich reise gerne. Meine Frau kommt aus der Tourismusbranche. Die vergangenen zwei Jahre waren leider weniger planbar. Ich hoffe aber, dass es bald wieder los geht. Und ich habe das Segeln für mich entdeckt. An der Ostsee und rund um Mallorca.