und
1. August 2018
Interview

„Ich kann mir jede Art von Menschlichkeit leisten“

Volker von Wülfing hat sich vor 38 Jahren als Makler selbstständig gemacht und vermittelt heute mit seinem Team aus 100 Mitarbeitern in 9 Filialen rund 700 Immobilien pro Jahr

Foto: Holger Isermann

Foto: Holger Isermann

Den König unter den Maklern vermutet man hier in einem unscheinbaren Industriegebiet in Isernhagen nicht gerade. Doch etwas versteckt zwischen den überdimensionierten Pickups von US-Motors Hannover, einer großen Birke und der Blues-Garage, findet sich tatsächlich die orangefarbene Krone – von hier aus lenkt Volker von Wülfing sein Immobilienunternehmen mit mittlerweile neun Filialen und 100 Mitarbeitern. Als Kind bog er gleich nebenan im elterlichen Betrieb Bleche für die Produktion von Getreidesilos, um sich das Taschengeld aufzubessern. Heute muss sich der 59-Jährige zwar nicht mehr die Hände schmutzig machen, aber viel Arbeit ist geblieben: von Wülfing empfängt uns braungebrannt, im dunkelblauen Maßanzug und erzählt von 17-Stunden-Tagen, seinem ersten Porsche und Emotionen, die aus einfachen Steinen viel mehr machen als bloß ein Objekt, das es zu verkaufen gilt …

Herr von Wülfing, wann und wie sind Sie das erste Mal mit dem Thema Immobilien in Berührung gekommen?

Das ist eine etwas ungewöhnliche Geschichte (lacht). Ich habe vor ziemlich genau 40 Jahren einen Immobilienmakler kennengelernt, der beruflich nicht besonders eingespannt wirkte und trotzdem relativ vermögend war. Das hat mich als junger Mann schon fasziniert. Heute weiß ich, dass er geerbt hatte, aber damals gab mir das den Anstoß, mich am Tag nach meiner Ausbildung selbstständig zu machen.

Was haben Sie gelernt?

Bank- und Versicherungskaufmann bei der Gerling Global Bank in Hannover. Die gibt es heute nicht mehr.

Wie können wir uns Ihre frühe Selbstständigkeit vorstellen?

Ich habe von einem älteren Herrn, das war ein Vorstandsmitglied der Salzgitter AG, ein Büro im Zooviertel in Hannover angemietet. Mein Eigenkapital reichte zwar nur für vier Monate Miete, aber ich habe mir eine Schreibmaschine gekauft und gesagt: Jetzt geht es los.

Das klingt nach viel Optimismus.

Absolut, ich habe daran geglaubt, dass ich es schaffe. Vielleicht lag das auch an meinem Alter, ich war ja erst 20. Da ist man noch besonders zuversichtlich (lacht). Außerdem war da diese Initialzündung: Im meinem ersten Lehrjahr gab es zum 75-jährigen Bestehen des Gerling Konzerns einen Wettbewerb unter den Mitarbeitern, wer den meisten Umsatz mit Versicherungen macht.

Und?

Am Ende war ich Dritter des ganzen Konzerns, obwohl ich noch Azubi und eigentlich gar nicht im Außendienst war. Spätestens da habe ich gemerkt, dass ich verkaufen kann und mit meinem damaligen Lehrherren ausgemacht, dass es keinen Sinn macht, mich ins Büro zu setzen und ich bin raus auf die Straße und habe Versicherungen verkauft. Gerade in der Immobilienbranche sind der Name und das Netzwerk wichtig. Sie hatten beides nicht, oder? Einen Namen hatte ich durch meine Eltern. Sie waren sehr bekannt in Hannover.

Was haben Ihre Eltern gemacht?

Mein Vater hat landwirtschaftliche Maschinen verkauft. Das war aber nicht der Grund für seine Bekanntheit. Er hat Ende der 70er Jahre Kupferarmbänder gegen Rheuma auf den Markt gebracht, nachdem er sein Rheuma durch so ein Armband losgeworden war. So hat er es sogar in die Bildzeitung geschafft. Viele Menschen, die mich heute das erste mal treffen, sagen noch, das sind doch die mit den Kupferarmbändern.

Ist Ihr Vater mit den Bändern reich geworden?

Ja, damit hat er wirklich viel Geld verdient.

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