So sieht die Zukunft des Arbeitgeberverbands Region Braunschweig e.V., der Interessenvertretung der Wirtschaft in der Region, aus: 29 Jahre jung, eloquent und ehrgeizig. Florian Bernschneider, studierter Betriebswirt und Politiker, war von 2009 bis 2013 mit nur 22 Jahren das jüngste Mitglied im Deutschen Bundestag. Er war dort u. a. ordentliches Mitglied im parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung, im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie in der Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität. Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch, die nun in Braunschweig ihre Fortsetzung findet. Standort38 traf einen jungen, aber bereits überaus erfahrenen Gestalter, der mit unserer Region in Zukunft noch vieles vor hat. Sein Credo: „Ruhen wir uns nicht darauf aus, dass industrielle Herz Norddeutschlands zu sein, sondern zeigen wir als erste, wie man Industrie digitalisiert.“
2002 sind Sie den Jungen Liberalen beigetreten. Was hat Sie in so jungen Jahren bereits an der Politik interessiert?
Ich war Schulsprecher am Martino Katharineum und damals hat mich eine bildungspolitische Diskussion gepackt, die es leider bis heute gibt.
Was ist das beste Schulsystem? Gesamtschulen oder das dreigliedrige Schulsystem?
Meine Haltung war schon damals, dass es gar nicht auf die Schulform ankommt, sondern darauf, was Eltern, Lehrer und Schüler vor Ort daraus machen!
Steckt dahinter die Haltung, sich nicht zu beschweren, sondern stattdessen aktiv mitzugestalten?
So ist es! Nicht Politiker im Landtag machen gute Bildung, sondern die Schule vor Ort. Dieser Grundgedanke war für mich Treibstoff, um politisch aktiv zu werden. Dabei werde ich nie meinen ersten großen Erfolg vergessen: Mit der Auflösung der Orientierungsstufen bekam unsere Schule eine Außenstelle in der Echternstraße. Nach dem Willen der Direktion und Lehrer sollten die Klassen zehn und elf dorthin verlagert werden. Als Schülervertretung wollten wir aber kein Loch in die Altersstruktur der Schule reißen und stattdessen die neuen fünften und sechsten Jahrgänge auslagern. Am Ende konnten wir uns tatsächlich mit guten Argumenten und viel Engagement durchsetzen.
Hat Sie dieser Erfolg beflügelt?
Auf jeden Fall. Ich habe gemerkt, dass ich etwas erreichen konnte. Dann wurde ich Stadtschülerratssprecher und saß im Schulausschuss der Stadt. So ging es immer weiter…
Galten Sie in Ihrem Freundeskreis als politischer Paradiesvogel?
Ich habe mich nie als Außenseiter gefühlt. Natürlich hatte ich irgendwann den Stempel „Politiker“ auf der Stirn, aber es gab eben auch andere mit dem Stempel „Fußballer“ oder „Computerfreak“. So hatte eben jeder seine Passion. Und wenn Kumpels am Wochenende zu Turnieren gefahren sind, war ich auf einem Landeskongress der JuLis.
Warum haben Sie sich ausgerechnet die FDP als politische Heimat ausgesucht?
Diese Frage überrascht mich immer wieder. Im Grunde liegt es doch auf der Hand, dass man sich als junger Mensch nach Freiheit sehnt und Verantwortung übernehmen will. Dass man der FDP gern dieses bürgerlich spießige und für junge Menschen uncoole Image nachsagt, ist doch Quatsch. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich damals ein Infopaket von den Jungen Liberalen und eines von der Jungen Union angefordert habe. Das von den Julis kam nach einer Woche, auf das Infopaket der Jungen Union warte ich bis heute (lacht).
Sie waren bei Ihrer Wahl das jüngste Mitglied im Deutschen Bundestag. Wie ist man Ihnen damals begegnet?
Am Anfang beäugen die Kollegen einen schon skeptisch und man muss vielleicht ein bisschen mehr kämpfen als andere. Grundsätzlich spielte mein Alter in der Arbeit im Bundestag aber gerade im dritten, vierten Jahr keine große Rolle mehr.
Wie verlief Ihre erste Rede im Parlament Gänsehaut oder Schweißausbrüche?
Beides. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Das gilt nicht nur für die erste Rede. Es gab andere Reden von mir, da saßen wesentlich mehr Leute vor mir, aber wenn der Bundesadler hinter dir hängt, ist das immer ein ganz besonderer Druck.
Weil man plötzlich zur politischen Elite gehört oder spielt auch der eigene Patriotismus eine Rolle?
Eher Letzteres. Besonders elitär habe ich mich nie gefühlt.