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6. Februar 2017
Portraits

„Wir wollen im Bankenmarkt deutscher Marktführer werden“ (4/4)

Commerzbank-Niederlassungsleiter Olaf Brandes zeigt sich kurz nach der Krise selbstbewusst. Warum er sein Haus gut aufgestellt sieht und mit welchen Strategien er in der Region neue Kunden gewinnen will, verrät der gebürtige Braunschweiger im Interview

Viel Zeit für entspannte Lektüre bleibt Brandes nicht. Am Wochenende geht er gerne Joggen oder Golfspielen. Foto: Holger Isermann


Wie groß ist der Immobilienbereich bei Ihnen mittlerweile?

 

Wir haben bis Oktober 2016 rund 120 Millionen neue Immobilien-Kredite ausgelegt und wachsen hier stark. Dafür haben wir am Standort Braunschweig ein eigenes Immobilien-Center gegründet, dessen Team sich nur darum kümmert. Der Immobilienbereich ist einer der am stärksten wachsenden Märkte. Im gleichen Zeitraum haben wir auch im Konsumenten-Kreditbereich 35 % Prozent mehr Geschäft gemacht als im Vorjahr.

 


Wie werden sich die Zinsen in Zukunft entwickeln?

In der Währungsgemeinschaft werden wir vermutlich weiterhin niedrige Zinsen haben. Wenn man sich die Staatsverschuldung der europäischen Länder anschaut, scheint das der einzige Weg, sich zu entschulden. Wir müssen dieses Thema natürlich auch mit unseren Kunden diskutieren, denn de facto ist der "sichere Zins" abgeschafft. Die Bundesanleihe ist bis zum 7-Jahres-Bereich immer noch negativ.


Seit wann sind Sie in Braunschweig?

Ich bin seit dem 1. April 2015 in der Stadt, eigentlich aber gebürtiger Braunschweiger. Daher habe ich mich sehr gefreut, als der Vorstand mir vorgeschlagen hat, die Braunschweiger Niederlassung zu übernehmen.


Wenn Sie heute noch einmal jung wären...

...wäre der Sport sicher eine Option. Von der Leistung her wäre es drin gewesen (lacht). Ich habe noch bis 35 in der dritten Liga gespielt, aber der Handball ist immer weniger geworden, während der Job immer mehr Raum eingenommen hat.  


Was konnten Sie aus dem Sport für den Job mitnehmen?

Es gibt viele Parallelen. Die berufliche Entwicklung profitiert meiner Meinung nach vom Leistungssport. Zum Beispiel bei der Teamarbeit. Aber auch in Bezug auf Rückschläge können sportliche Erfahrungen helfen.


Wie aktiv sind Sie heute?

Ich gehe laufen und im Sommer bin ich am Wochenende gerne auf dem Golfplatz – Golf ist mein Yoga. Wenn ich alleine auf dem Platz bin und mich auf den Ball konzentrieren muss, kann ich hervorragend abschalten.


Die Frage nach dem Handicap müssen wir stellen...

Aktuell 16,2 – aber ich habe das klare Ziel, mich weiter zu verbessern.


Wie sehr ist Golf auch Networking?

Natürlich lernt man auf und neben dem Platz viele interessante Menschen kennen.


Sie leben im Großraum Hannover und sind Hannover-96-Fan...

Ja, das ist nicht immer ganz einfach in Braunschweig (lacht). Aber dadurch, dass Braunschweig meine Geburtsstadt ist, drücke ich auch der Eintracht immer die Daumen. Ich war 1967 mit meinem Vater bei der Meisterfeier auf dem Rathausplatz und fände es klasse, wenn sie jetzt wieder aufsteigen.


Wenn man in Städten wie Hamburg und Hannover gearbeitet hat, ist Braunschweig dann ein wenig provinziell?

Nein. Braunschweig ist durch den starken und vermögenden Mittelstand ein sehr spannender Standort mit großem Wachstumspotenzial.


Was planen Sie für die Zukunft?

Unser Neukundenziel ist doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Dazu starten wir Kooperationen mit Partnern wie Rewe, Tchibo und Amazon. Für unsere Kreditkartenkunden bieten wir zum Beispiel Amazon Prime für ein Jahr kostenlos an. Darüber hinaus bleibt unser Girokonto kostenlos. Ansonsten sind wir mit Hochdruck dabei, die Digitalisierung unserer Bank voranzutreiben. Kurz: Wir wollen im Bankenmarkt deutscher Marktführer werden.


Sehen Sie hier die Gunst der Stunde, weil Mitbewerber aktuell straucheln?

Wir setzen auf unsere eigene Stärke. Anders können sie nicht dauerhaft erfolgreich sein!

Von den Chancen der Krise erzählen Manager gerne – von den Risiken selten. Ein „Meilenstein in der deutschen Bankenkonsolidierung“ sollte die Übernahme der Dresdner durch die Commerzbank werden. Als die Pleite der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 die Finanzmärkte ins Chaos stürzte, musste der Staat mit insgesamt 18,2 Milliarden Euro aushelfen und sicherte sich dafür 25 Prozent plus eine Aktie an der Commerzbank. Das Papier notierte 2007 noch oberhalb von 30 und fiel im Laufe des Jahres 2011 auf den Tiefstand von 1,15 Euro. Seitdem hat sich „die Beraterbank“ ein gutes Stück vom Staat emanzipiert. Der hält gegenwärtig noch 15,6 Prozent, die Aktie steht bei 7,65 Euro. Außerdem hat man die Eigenkapitalbasis deutlich gestärkt – ein Zwischenstand, wenn es nach Vorstandschef Martin Zielke geht. Knapp 10.000 Stellen will dieser bis 2020 abbauen, aber gleichzeitig Berater einstellen und Standorte eröffnen.

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