und
6. Februar 2017
Portraits

„Wir wollen im Bankenmarkt deutscher Marktführer werden“

Commerzbank-Niederlassungsleiter Olaf Brandes zeigt sich kurz nach der Krise selbstbewusst. Warum er sein Haus gut aufgestellt sieht und mit welchen Strategien er in der Region neue Kunden gewinnen will, verrät der gebürtige Braunschweiger im Interview

Commerzbank-Niederlassungsleiter Olaf Brandes. Foto: Holger Isermann

In der Finanzkrise stand die Commerzbank noch mit dem Rücken zur Wand. Die Aktie ging auf Talfahrt, sogar der Staat musste einspringen und Hilfe leisten. Mit der Kurserholung und der neuen Wachstumsstrategie ist auch das alte Selbstbewusstsein in die Bank mit dem gelben Band zurückgekehrt. Das merken wir sofort, als wir Olaf Brandes in seinem Büro am Friedrich-Wilhelm-Platz besuchen. Der studierte Bankbetriebswirt war bereits in Hamburg und Hannover für das Unternehmen tätig. Nerven bewies er früher auch als Handballprofi im Tor. 97.000 Kunden und 2,2 Milliarden Euro Assets under Control betreut der gebürtige Braunschweiger und Niederlassungsleiter aktuell in seinem Verantwortungsbereich. Der reicht von Peine bis Wernigerode, in Wolfsburg sitzt sein Kollege Stefan Bommer am Ruder. „Wir haben von Januar bis Oktober 2016 2.500 Kunden netto gewonnen. Andere Bewerber ziehen sich zurück – wir bleiben“, betont Brandes, der auch das Wealth Management ausbauen will. Der Bereich wurde früher von Hannover aus verantwortet und ist jetzt auch in Braunschweig angesiedelt. Das klingt in der Tat eher nach Aufbruch- als Krisenstimmung. Brandes muss nicht lange überlegen, woher die positiven Impulse kommen.


Herr Brandes, die Commerzbank wurde am 26. Februar 1870 in Hamburg gegründet. Spielt Tradition für Sie noch eine Rolle?

Tradition ist für uns ganz wichtig, gerade in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Wir sind fair und kompetent. Das Leitbild des „ehrbaren Kaufmanns“  ist auf allen Ebenen unserer Bank fest verankert.


Seit wann ist Ihr Haus in der Region aktiv?

Die Commerzbank ist seit 1921 in Braunschweig, wir haben eine 95-jährige Tradition. Aber die Wurzeln gehen eigentlich noch weiter zurück: 1853 haben Braunschweiger Kaufmannsleute die Braunschweiger Bank gegründet. Diese ging 1929 in die damalige Commerz- und Privatbank über, also haben wir am Bankplatz eine 164-jährige Historie, sodass uns viel mit der Stadt verbindet.


Woran lässt sich diese Verbundenheit festmachen?

Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der Stadt, wir haben wenige Pendler. Als ich die Niederlassung übernahm, war ich überrascht, wie viele Kollegen und Kolleginnen teilweise schon 20 Jahre am Standort arbeiten und sich in der Region weiterentwickelt haben. Es gibt hier also eine hohe Kontinuität. Das ist ein wichtiges Gut in der KundenBerater-Beziehung, denn kein Kunde möchte ständig einen wechselnden Berater haben. Diese Verlässlichkeit können wir weitgehend gewährleisten.


Bundesweit sind Sie die zweitgrößte Bank. Welche Stellung hat die Commerzbank hier in der Region?

In meinem Verantwortungsbereich betreuen wir aktuell 97.000 Kunden und 2,2 Milliarden Euro Assets under Control.


Das ist ein Marktanteil von…

…rund 10 Prozent, in einigen Segmenten sogar etwas mehr. Momentan wachsen wir stark. Wir haben von Januar bis Oktober 2016 im letzten Jahr 2.500 Kunden netto gewonnen. Andere Bewerber ziehen sich zurück – wir bleiben.


Was sind die Gründe für diesen dynamischen Zuwachs?

Zum einen zeigen wir Präsenz; Filialschließung ist für uns keine Strategie. Zum anderen überzeugt unsere Beratungsqualität. Wir sind zum vierten Mal in Folge als beste Bank in Deutschland vom City-Contest ausgezeichnet worden. Und wir bieten weiterhin unser kostenloses Girokonto an. Das ist ein Türöffner, der viele Kunden anzieht.


Sie wollen also auch in Zukunft auf persönliche Beratung setzen?

Wir sind digital und persönlich. Natürlich werden wir unsere digitalen Angebote weiter ausbauen. Aber bei Themen wie Baufinanzierung, Geldanlage und Altersvorsorge  sucht der Kunde die persönliche Beratung. Durch unsere Präsenz vor Ort gehen wir einen ganz anderen Weg  als viele Wettbewerber. Wir planen in meinem Verantwortungsbereich, keine Filialen zu schließen.


Passt dieses Vorhaben zur Gesamtstrategie des Hauses?

Das passt, denn Filialen sind das Rückgrat für unser Wachstum. Wir haben aktuell rund 1.000 Filialen und kürzlich  sogar welche neu eröffnet. In der Gesamtheit hat die Bank bundesweit 450.000 Filialbesucher täglich. Hier gewinnen wir den Großteil unserer neuen Kunden. Deshalb sind Schließungen keine Strategie für uns.


Wettbewerber argumentieren, dass ein breites Filialnetz zukünftig nicht mehr finanzierbar ist. Würden Sie ihnen widersprechen?

Ja! Die Mehrzahl der Kunden will eine Filiale und das nehmen wir ernst. Wir verändern unsere Filialen deshalb so, dass sie zu den Kundenbedürfnissen des digitalen Zeitalters passen. So wollen wir bis zum Jahr 2020 zwei Millionen Neukunden netto gewinnen.  Unsere strategischen Ziele für 2016 haben wir im Privatkundengeschäft erreicht. Seit 2012 haben wir eine Million neue Kunden gewonnen und die Kundenzufriedenheit deutlich gesteigert.


Welche Rolle spielt der Standort Braunschweig für die bundesweite Entwicklung der Commerzbank?

Braunschweig ist ein mittelgroßer Standort. Das Marktgebiet ist sehr interessant; wir haben Zuzug, stabile Immobilienpreise, eine geringe Arbeitslosenquote – also gute volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, um weiter erfolgreich zu wachsen.


Inwieweit sind Sie von der nationalen Entwicklung abhängig?

Wir merken im Kundengespräch natürlich, wie unser Haus gerade auch in der Presse thematisiert wird. Auf der anderen Seiten können wir in unseren Niederlassungen vieles selbstständig steuern. Wir haben jetzt mehr Verantwortung dezentral organisiert, sodass wir uns flexibel an die jeweiligen Marktbedingungen anpassen können.


Wie ist die Verantwortung in der Region aufgeteilt?

Wenn Sie mit Region Ihr Erscheinungsgebiet meinen: Von Braunschweig aus steuern wir 10 Filialen (von Peine bis Wernigerode), ein Gewerbekundenzentrum, ein Immobilienzentrum und ein Wealth-Management-Team. Das Gebiet nördlich von Braunschweig bis in den Nordwesten von Hannover gehört zur Niederlassung Wolfsburg.

 

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