Macht das einen guten Manager aus?
Zahlen analysieren können viele und nur dann eine Entscheidung fällen, wenn die Zahlen es widerspiegeln, ist leicht. Das andere ist eben eine nicht direkt fassbare Komponente, die sich aus vielen Bereichen zusammensetzt. Aus dem Gefühl für Trends, Chancen, aber auch Risiken. Als Chef ist man Beschützer der gesamten Infrastruktur. Der Kurs muss also stimmen. Wobei unbewusste Risiken schlimmer sind als bewusste. Gott sei Dank habe ich noch alle Sensoren (lacht). Dafür muss man aber auch bereit sein, den Schreibtisch zu verlassen und raus in die Welt – mit Kunden und Mitarbeitern reden, den Markt beobachten. Diese Zeit muss man sich nehmen. Man befindet sich in einem stetigen Prozess der Analyse und Informationsverarbeitung sowie der Kommunikation und der Umsetzung der Erkenntnisse in Projekte und Taten.
Sie haben einmal Aristoteles zitiert: Der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen. Wie verlief Ihr Start? Hatten Sie Ängste?
Wissen Sie, das schließt an die Gefühlsebene an. Ich versuche, wichtigen Dingen auch die entsprechende Aufmerksamkeit zu schenken und durchdenke die Themen ernsthaft. Wenn ich dann daran glaube, dass etwas richtig ist, dann entscheide ich mich für diesen Weg und gehe ihn voll und ganz bis zur Reife beziehungsweise bis zum Ziel. Angst zu versagen, habe ich dann nicht.
Klingt ziemlich straight...
Ja, und dabei ist es sehr wichtig, dass man authentisch ist. Das spüren die Menschen. Man darf nie versprechen, dass etwas von alleine geht. Aber wenn ich sage, dass wir das schaffen, bin ich auch zu 100 % von einer Idee überzeugt. Natürlich machen auch wir riesige technologische Sprünge nicht jeden Tag. Meistens sind es viele kleine Verbesserungen. Wir ziehen die Evolution der Revolution vor. Wir haben eine Gesellschaftsstruktur, die auf Nachhaltigkeit setzt und nicht auf den Quartalsbericht gerichtet ist.
Gutes Stichwort. Welche Chancen und Herausforderungen bieten Familienunternehmen?
Unsere Entwicklung ist nur in einer Gesellschafterstruktur denkbar, die langfristiges Denken ermöglicht. Wir könnten kurzfristig sicher mehr Gewinn generieren, aber wir wollen organisch wachsen und unseren Qualitätsstandard halten. Wir sind auf die Zukunft und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet.
Aber auch Sie müssen die Gesellschafter überzeugen, oder?
Natürlich. Es geht darum, die Strukturen, Kosten und Ertragskraft der Gegenwart in Einklang zu bringen und gleichzeitig auf die Zukunft ausgerichtete Maßnahmen zu ergreifen. Die Herausforderung ist der duale Gedanke an die Gegenwart und die Zukunft.
Ist das ein Grund für die Innovationsfähigkeit des deutschen Mittelstandes?
Der Mittelstand denkt langfristig und ist sehr innovativ. Das langfristige Wohlergehen steht beim Mittelstand oft vor kurzfristigen Quartalserfolgen. Damit hat der Mittelstand mehr Mut zur Kreativität, die oft durch einen hohen Innovationsgrad belohnt wird.
Glauben Sie an den Standort Wolfenbüttel?
Natürlich. Wir wachsen permanent, mittlerweile auf 80.000 Quadratmetern. Wir haben hier in den letzten Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag investiert und planen auch für die kommenden Jahre weitere Investitionen am Standort. Modernste Fertigungstechniken und innovative Produkte zusammen mit hochmotivierten, kompetenten Mitarbeitern sichern die Wettbewerbsfähigkeit von MKN.
Was können Sie vom Gründer und Ingenieur Kurt Neubauer lernen? Was war er für ein Typ?
Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber ihm gebührt großer Respekt. Er war damals sehr kreativ und hatte auch Visionen. Mit anfangs nur drei Mitarbeitern ist er nach Amerika gereist, um sich inspirieren zu lassen. Dahinter steckt ein Geist, der noch heute die Keimzelle unseres Erfolges ist. Ich kann Ihnen sagen, wir haben gewisse Gerätelösungen, die aus Restriktionen entstanden sind. Am Ende war es für den Kunden ein Mehrnutzen. Wie man durch Druck auf neue Ideen kommt, ist phänomenal.
Chancen sehen...
In der Tat, mein Credo lautet, sieh Probleme als eine Herausforderung. Oft ist die eine Seite einer Münze ein Problem, aber die andere ein neues Patent oder eine neue Idee. Das trifft auch auf Kurt Neubauer zu. Wenn er damals nicht diesen Mut gehabt hätte, wären wir heute nicht hier. Wir haben dieses Jahr unser 70-jähriges Jubiläum gefeiert und unsere Mehrheitsgesellschafter sind immer noch die Kinder und Enkel von Herrn Neubauer. Sie sind nicht operativ im Unternehmen tätig, aber die emotionale Verbundenheit ist stark vorhanden.
Wann kam der Umbruch von Agrar- zu Profikochmaschinen?
Nach der genannten Reise in die USA in den 50er Jahren. Zwischenzeitig gab es dann auch den MKN-Toaster und ähnlich wilde Sachen. Das war auch eine Findungsphase. Später wollten wir uns mehr in die Großverpflegung weiterentwickeln. Das heißt Catering, Universitäten, Hotels, Flughäfen – überall dort, wo die höchste Liga der professionellen Speisen zubereitet wird. Es ist ein Unterschied, ob Sie einen Imbiss oder einen Flughafen ausstatten, an dem täglich 30.000 Essen zubereitet werden.
An welchen Flughäfen findet man heute Ihre Technik?
Zum Beispiel in Frankfurt und London Heathrow, aber auch in den Top Hotels dieser Welt oder auf Kreuzfahrtschiffen von der Queen Mary II bis zur AIDA. Namhafte Köche wie Paul Bocuse und Johann Lafer gehören zu unseren Kunden. Ein Highlight unserer Branche ist auch die Olympiade der Köche, welche erst im Oktober wieder stattgefunden hat. Hier kochen alle vier Jahre 2000 Köche aus über 50 Nationen um den Titel Olympiasieger. Und das auf MKN Technik, denn wir sind exklusiver Ausstattungspartner dieses Events.
Wie wichtig sind solche Aushängeschilder für Ihr Unternehmen?
Das ist vertrauensbildend. Und natürlich bemühen sich alle Wettbewerber, diesen Stars ihre Geräte zu verkaufen, da wird es manchmal auch politisch. Nehmen Sie das Atmosphäre im Burj Khalifa, dem höchsten Restaurant der Welt. Jeder, der mit Großküchen auf der Welt zu tun hat, hat versucht, da seine Küche zu platzieren…
…und?
Heute kocht man dort auf MKN aus Wolfenbüttel (lacht).