Sie beliefern Groß- und Spitzenküchen. Wie gelingt dieser Spagat zwischen Masse und Klasse?
Wir haben unterschiedliche Produktlinien und können damit unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. Unsere KüchenMeister-Anlagen sind komplett individuelle Lösungen, die wir den Wünschen der Köche anpassen. Herr Lafer möchte seinen Küchenblock exakt so lang, so breit, eine bestimmte Anordnung der Geräte, eine eigene Farbe – alles kein Problem. Auf der anderen Seite brauchen wir auch Skaleneffekte, um die Innovationskosten umzulegen. Deshalb gibt es auch eine Serienfertigung wie in der Automobilindustrie – zum Beispiel bei unseren FlexiChefs und FlexiCombis.
Wie hat sich das Essen aus der Großküche durch innovative Küchenlösungen verändert?
Die Anforderungen an die Qualität steigen stetig. Man möchte eine hohe Kontinuität der Speisenqualität, nicht nur bei den Ketten, sondern auch in Hotels. Das ist ein großer Trend. Probleme macht die immer schlechtere Ausbildung der Mitarbeiter. Außerdem gibt es immer weniger Platz. Jeder Quadratzentimeter in guten Lagen kostet Geld. Und die Zeit ist natürlich ein Thema. Deshalb braucht die Branche High-Tech-Lösungen, die all diesen Herausforderungen begegnen. Sie sind multifunktional, sehr schnell, platzsparend und von der Steuerung sehr intuitiv...
...das heißt, die Kompetenz steckt mittlerweile in der Küchentechnik und steht nicht mehr davor?
Immer häufiger ja. Moderne Geräte von heute müssen intelligent, multifunktional und leicht zu bedienen sein – wie ein Smartphone. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie einen traditionellen Grill hinstellen und wollen Ihren Gästen ein schönes Steak braten. Dafür brauchen Sie einen richtigen Koch. Der eine möchte es medium, der andere medium well, vielleicht jemand medium rar. Dann wird es mal richtig lustig. In unserem Kombidämpfer steckt so viel Knowhow, da wählen Sie Roastbeef aus und stecken den Kerntemperaturfühler ins Fleisch und es kann nichts mehr schiefgehen. Deswegen haben wir so viele Köche aus unterschiedlichen Kulturen.
Wie viele genau?
Mehr als 40. Und die brauchen wir auch, denn wir müssen die Kunden aus der ganzen Welt verstehen und beraten.
Die Ingenieure und Köche arbeiten eng zusammen?
Ja, genau. Wir arbeiten hier tatsächlich in relativ flachen Hierarchien. Das verhindert, dass Produkte präsentiert werden, die am Markt vorbeigehen. Ich arbeite eng mit unserem technischen Leiter zusammen, wir inspirieren uns gegenseitig, zum Beispiel auf langen Flügen. Wir pflegen bei MKN ein schönes Miteinander, denn ohne ein super Team geht es nicht.
Wie wichtig ist Vertrauen in der Beziehung zwischen Geschäftsführer und den Angestellten?
Nur dann kann man sich wohlfühlen. Ich kann nur mit Leuten arbeiten, denen ich vertraue. Die können dann aber auch hundertprozentig mir vertrauen. Man muss eine Vorbildfunktion erfüllen, authentisch, vertrauensvoll und einfühlsam sein. Mir ist wichtig, dass man miteinander offen spricht und seine Meinung sagt. Mit über 500 Leuten kann man zwar kaum eine Diskussion anfangen, aber im engsten Führungskreis erwarte ich Offenheit, Vertrauen und wechselseitige Anerkennung.
Gibt es Grenzen?
Nein, sonst haben Sie Opportunisten. Wenn du merkst, dass dir jemand, gerade ein Spezialist, gegenübersitzt und für etwas kämpft, dann weiß der in der Regel schon, warum er das macht. Dann muss man sich auch mal revidieren. Man stellt eine These auf und will das beste Ergebnis. Von wem die Idee kommt, ist egal.
Was braucht es, damit Mitarbeiter keine Berührungsängste mit ihren Vorgesetzten haben?
Es heißt: Kommen Sie rein, wenn Sie Sorgen haben. Vertrauen bedeutet, die Mitarbeiter auch mal zu fragen, wie es ihnen geht. Da rede ich nicht nur von Führungskräften, sondern auch von denen, die hier saubermachen. Und wenn Ihnen dann jemand offen das Herz ausschüttet, dann haben Sie wirklich sein Vertrauen.
Wie häufig sitzen Mitarbeiter mit ihren Sorgen tatsächlich hier im Büro?
Das kommt durchaus vor und ist auch normal bei 500 Menschen. Einer hat Schulden, der andere ein Problem beim Hauskauf oder Umzug, oder es sind gesundheitliche Themen. Ich bin eigentlich sehr dankbar, wenn ich mal die Chance habe, in solchen Fällen zu helfen. Meine Freundlichkeit ist aber keine Schwäche. Ich weiß natürlich auch, dass es von manchen Leuten missinterpretiert werden könnte. Das kommt aber sehr selten vor.
Wie groß ist die Fluktuation bei MKN?
Sehr gering. Wer erst einmal hier ist, bleibt in der Regel. Aber uns ist schon wichtig, dass er vom Geist passt. Wir wollen Leute, die mit vollem Stolz die MKN-Raute tragen.
Ihre Geräte sind stark digitalisiert. Aktuell gibt es immer wieder Studien, die behaupten, dass der Mittelstand mit der Digitalisierung überfordert ist. Was ist Ihre Einschätzung?
Die Digitalisierung ist vom Aufwand her, den man betreiben muss, von der
Komplexität, für den Mittelstand schon eine große Herausforderung. Aber wir bei MKN werden uns dieser Herausforderung auf jeden Fall erfolgreich stellen. Die digitale Transformation ist für uns sehr wichtig.
Sie investieren regelmäßig in neue Geräte und deren Entwicklung. Welche Schwierigkeiten machen Ihnen Plagiate?
Die kennen wir momentan nur aus China. Dagegen sind wir noch nie vorgegangen, weil wir unsere Ressourcen in jeder Beziehung schonen wollen und glauben, dass stetige Innovationen und eine starke Marke der beste Schutz sind. Es kann ein Produkt geben, das so ähnlich aussieht und vielleicht der Konfiguration eines vorherigen Modells entspricht, aber das macht uns nicht wirklich nervös. In Europa und im Rest der Welt ist das anders. Da arbeiten wir stark mit Patenten und haben eigene Patent-Ingenieure, um unsere Lösungen zu schützen. Da müssen Sie auch hin und wieder ein Exempel statuieren.