15. November 2018
Unternehmen

Der kurze Draht ins Silicon Valley

Mit einem Stipendium, Start-Up-Camps sowie einem Coworking-Space wollen Prof. Dr. Reza Asghari und Richard Borek jun. das Gründungsklima in der Region verbessern

Die Gründer Leif Scheppelmann und Ira Šarić-Ormuž, Prof. Dr. Reza Asghari, der ehemalige Silicon Valley-Stipendiat Pascal Milfeit und Unternehmer Richard Borek. Foto: Holger Isermann

Die Gründer Leif Scheppelmann und Ira Šarić-Ormuž, Prof. Dr. Reza Asghari, der ehemalige Silicon Valley-Stipendiat Pascal Milfeit und Unternehmer Richard Borek. Foto: Holger Isermann

Das Silicon Valley mit seinen übermächtig wirkenden Tech-Giganten gilt weltweit als leuchtendes Vorbild für ein erfolgreiches Start-Up-Ökosystem. In unserer Region träumt beispielsweise Prof. Dr. Reza Asghari gern vom Brunswick Valley. Der Leiter des gemeinsamen Lehrstuhls für Entrepreneurship von der TU Braunschweig und Ostfalia setzt sich seit Jahren aus den Hochschulen dafür ein, die Rahmenbedingungen von Gründern zu verbessern und betont: „Wir können aber nur Keimzellen schaffen und benötigen dann die Unterstützung der hiesigen Wirtschaft – und zwar in Form von Investitionen und Mentorings, die den Gründern unternehmerisches Handeln unter realen Bedingungen zeigen.“

Mit beidem engagiert sich gegenwärtig Richard Borek jun. Den geschäftsführenden Gesellschafter des weltweit bedeutendsten Unternehmens für den Handel von Briefmarken, Münzen und Medaillen hat in der Vergangenheit vor allem gestört, „dass in der Region viel über Start-Ups geredet wurde, aber dann ist wenig geschehen. Das wollte
ich nicht mehr länger akzeptieren.“ Gemeinsam haben der Professor und der Unternehmer in den vergangenen zwei Jahren nicht nur regelmäßige Start-UpCamps ins Leben gerufen, sondern auch ein Accelerator-Programm im Borek-Firmensitz an der TheodorHeuß-Straße eingerichtet. Im jüngsten Jahrgang des gerade laufenden Camps sind zum Beispiel die Start-Ups CoTech und Take it or leave it dabei. CoTech hat eine kontaktlose Smartphone-Verschlüsselung über eine benutzerdefinierte Chipkarte entwickelt. Diese soll die Sicherheit der Nutzer im Internet erhöhen. Take it or leave it ist eine App, die das Einkaufen von Lebensmitteln für Menschen mit Allergien vereinfachen soll.

Die App erfasst mittels einer Barcode-Scan-Funktion die jeweiligen Produkte und gibt den Benutzern mit Allergien grünes Licht, wenn diese für sie unbedenklich sind. Zusätzlich ist aus dem Schulterschluss zwischen Asghari und Borek bereits zum zweiten Mal ein halbjähriges Silicon-Valley-Stipendium entstanden, das Studierenden die Möglichkeit eines Aufenthalts an dem Ort ermöglicht, an dem Unternehmen wie Apple, Google, eBay oder Facebook zu Hause sind. Erster Stipendiat war im vergangenen Jahr Pascal Milfeit, der die unternehmerischen Erfolgsfaktoren des dortigen Startup-Ökosystems erforscht hat. Aktuell ist Michael Sackmann als Visiting Student Researcher an der Stanford University zu Gast – das Thema seiner Masterarbeit lautet: „Nutzung kurzer Lernzyklen im Design Thinking zur effektiven Beschleunigung der Entwicklung von Geschäftsmodellen in einer Startup-Umgebung“.

Stipendiat Michael Sackmann berichtet live aus dem Silicon Valley von seiner Forschungsarbeit. Foto: Holger Isermann
Stipendiat Michael Sackmann berichtet live aus dem Silicon Valley von seiner Forschungsarbeit. Foto: Holger Isermann

Sackmann will darin analysieren, wie vor Ort nutzenorientiert Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. Er ist per Video in den neu gegründeten Entrepreneurship Hub im Rebenpark geschaltet und erzählt von der auffallenden Offenheit, die in Palo Alto allem Neuen gegenüber herrscht: „Das vereinfacht auch das Netzwerken enorm. Es fällt hier überhaupt nicht schwer, an einem Abend 10 oder 20 Menschen kennenzulernen, mit denen man später Ideen entwickelt oder vielleicht ein Unternehmen gründet.“ Von dieser Mentalität ist man im vom Mittelstand geprägten Braunschweig zwar noch weit entfernt, aber Asghari zeigt sich zuversichtlich über die Fortschritte und betont: „Mir ist nicht bekannt, dass in Niedersachsen an einem weiteren Ort Hochschule und Wirtschaft so eng beim Thema Start-Ups zusammenarbeiten.“

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