20. Dezember 2018
Unternehmen

Der Schreibtisch von Andre Plagemann

Gründer und Geschäftsführer Team Plagemann GmbH

Andre Plagemann. Foto: Derya Özlük

Andre Plagemann. Foto: Derya Özlük

Kein Beruf wird derart mit negativen Vorurteilen überzogen wie der des Handwerkers. Sie seien unpünktlich, unzuverlässig und nicht sauberkeitsbewusst. Die fehlende Wertschätzung und der Fachkräftemangel im Handwerksberuf veranlassten den Jungunternehmer Andre Plagemann dazu, das Berufsbild mit einem neuen Konzept umzukrempeln. Wie er das schafft, verriet der Geschäftsführer im Standort38-Interview. Mit einer eigenen Firmengründung im Blick, führt Andre Plagemann die Tradition seines Vaters fort und absolviert zunächst eine Ausbildung als Anlagenmechaniker im Handwerksunternehmen des Vaters – kurz darauf folgt der Meistertitel.

„Ich wusste schon mit fünf Jahren, dass ich in die Fußstapfen meines Vater treten will“, erinnert sich der 31-Jährige. Differenzen zwischen den Gesellschaftern und seinem Vater bringen ihn damals dazu, aus dem Familienunternehmen auszusteigen und die Generationenfolge nicht weiterzuführen. In dieser Zeit festigt sich sein Wille, ein eigenes Unternehmen zu gründen: „Ich war sehr euphorisch und bin direkt in die Planung gegangen.“ So kommt es Ende 2015 zu der Gründung der Team Plagemann GmbH. Mit anfänglichen Hochs und Tiefs bewältigt der Braunschweiger jede Hürde der Selbstständigkeit. Die Dienstleistungen des modernen Handwerker-Teams reichen von Baddesign-Lösungen über Heizungs- und Lüftungstechniken bis hin zu Wartungsarbeiten. „Hatte ich zunächst noch fünf Mitarbeiter, waren es mit einem Mal nur noch zwei“, berichtet er über das harte Geschäftsjahr 2017. „Bei einem kleinen Unternehmen merkt man schnell, wenn jemand krank ist oder anderweitig ausfällt.“

Dass ihm die Selbstständigkeit dennoch keine Angst macht, zeigt Andre Plagemann bereits ein Jahr zuvor: „Meine Frau und ich haben noch ein anderes kleines Unternehmen“, sagt er schmunzelnd. „Dabei handelt es sich um einen Weihnachtsmarktstand mit leckerem Raclettekäse.“ Beim Käsestand auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt kam dem Ehepaar dann die Blitzidee, den Stand auch nach Braunschweig zu holen. Aktiv waren sie bereits auf diversen Festen wie dem Magnifest, am Eintracht-Stadion und auf dem Wolfenbütteler Weihnachtsmarkt. Doch auch das Hauptgeschäft läuft wieder: Um die Zufriedenheit der Kunden zu stärken, bietet Team Plagemann das Pünktlichkeits- und Sauberkeitsversprechen – auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat einen großen Stellenwert. „Mit einer Gewinnbeteiligung fühlt man sich wertgeschätzt. Ich kenne auch die Kehrseite; Handwerksbetriebe, in denen so etwas nicht der Fall ist. Mir ist das Wir-Gefühl im Unternehmen sehr wichtig.“ Das drückt Plagemann auch auf der Internetseite www.wertschaetzungimhandwerk.de/aus.

Sozial engagiert sich der gebürtige Braunschweiger beim Thema Ausbildung. „Ich war bei der Nacht der Bewerber und in Schulen vor Ort, um über den Handwerksberuf zu informieren.“ Es sei zwar schwierig, Auszubildende zu finden, aber bereits fünf Bewerber haben sich für das nächste Jahr gemeldet.

Besonders in Oberstufen helfe der zweifache Jungunternehmer den Schülern bei der Berufswahl. Die Doppelstunde ist stets reich an Diskussionen über die Orientierungslosigkeit nach dem Abitur, erzählt der engagierte Gründer. Team Plagemann steuert aktiv und mit neuen Ideen das Jahr 2030 an: „Vielleicht bringe ich eine App raus, die zeigt, wo freie Handwerker herumfahren“, so Plagemann. „Oder per Videoanruf kann der Handwerker durch eine Anleitung die Störung direkt beheben und muss gar nicht hinfahren.“ Dies sei jedoch noch Spekulation. Sicher dagegen ist der Ehrgeiz, zu expandieren. „Irgendwann will ich in das alte Waisenhaus an der A39 ziehen – in mehreren kleinen Gebäuden Handwerker und Unternehmer in der Gründung unterstützen. In Bereich Technik gibt es da viel Unterstützung, aber noch nicht im Handwerk“, sieht Plagemann seine Chance. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg.

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