6. März 2018
Freizeit & Gesundheit

Facettenreiche Entdeckungsreise

Rittergüter und Schlösser im Braunschweiger Land

Schloss Oelber am weißen Wege. Foto: Darren Coleshill / Unsplash

Das Fürstentum Braunschweig hat eine lange, bewegte Geschichte, die bis in das Jahr 1269 zurückreicht. Noch heute können wir davon beeindruckende Spuren im alten Braunschweiger Land entdecken. Gut erhaltene Schlösser, Herrenhäuser und Rittergüter sind Zeugnisse dieser vergangenen Epoche. Viele dieser Rittergüter – im Gegensatz dazu gab es Kloster- und Staatsgüter – sind seit Generationen im Besitz alteingesessener Familien, die Haus und Hof bis heute mit viel körperlichem Einsatz und finanziellen Mitteln renovieren, darin investieren und diese bewirtschaften.

Welche Sorgen und Nöte, aber auch Freuden und Vergnügen treibt die Nachkommen an? Welche Rolle spielen dabei Land- und Forstwirtschaft, Jagdreviere, Tourismus oder andere moderne wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten? Wir haben ausgesuchte Besitzer besucht und hinter die Kulissen geschaut, was der Öffentlichkeit bei diesen Privatbesitzen nicht immer möglich ist. Zum Start unserer neuen Serie „Der Adel im alten Braunschweiger Land“ stellen wir auf den folgenden Seiten einige Rittergüter und Schlösser als Ausflugsziele vor.

Im Gutshof unter schönen alten Kastanien Kaffee trinken, mit Freunden fröhlich feiern oder mehr über das Leben der Ritter des Deutschen Ordens erfahren? Dann auf nach Lucklum. Auf dem Rittergut gehen Geschichte und moderner Lebensstil eine erstaunliche Symbiose ein. Bereits bei der Anfahrt zum Rittergut fühlt man sich in alte Zeiten versetzt: Idyllisch liegt das Dorf Lucklum am Westhang des Elms und begrüßt uns bei der Anfahrt mit einem ersten Blick auf das Herrenhaus und einen Teil des Parks. Über Kopfsteinpflaster und unter alten Bäumen hindurch nähern wir uns der jahrhundertealten, weitläufigen Gutsanlage, die sich über mehrere Hektar erstreckt. Neben dem Gutshaus gehören dazu die Kirche, ein traumhaft schöner Landschaftspark – und über ein Dutzend Wirtschafts- und Wohngebäude. Und darin geht es überaus lebendig zu. In der Wegwarte zum Beispiel, dem Nachfolger der legendären Musikkneipe Schlucklum, in der regelmäßig Tanzpartys und Live-Konzerte stattfinden.

Oder im gemütlichen Café-Gut, für das ein Teil des historischen Kuhstalls umgebaut wurde. Dort werden frisch gebackene Kuchen und leckere Kaffeespezialitäten angeboten. Bei Sonnenschein können Besucher übrigens im großen Gutsgarten unter alten Bäumen sitzen – und das besondere Rittergut-Flair genießen. Gleich nebenan bieten sich im sogenannten EventGut verschiedene Möglichkeiten für Hochzeits- und Familienfeiern sowie andere Events. Aber auch einige Firmen haben ihren Sitz auf dem Gelände des Rittergutes Lucklum. Im ehemaligen Pferdezuchtstall und den Hallen der einstigen Schäferei hat sich ein Reiterhof angesiedelt. Und wer eine Auszeit benötigt, kann auch ein paar Urlaubstage auf dem Gut verbringen. Dafür stehen zwei Ferienwohnungen bereit.

Wer es ruhiger mag und sich für die Geschichte des Rittergutes Lucklum interessiert, der ist im Herrenhaus und der direkt angrenzenden kleinen Kirche gut aufgehoben. Einmal im Monat – oder nach Vereinbarung – führt eine Kunsthistorikerin Interessierte durch die Gutsanlage, die im 13. Jahrhundert entstand. Damals ließ sich in Lucklum der Deutsche Ritterorden nieder, gründete dort einen Verwaltungssitz (eine sogenannte Kommende) und betrieb ein Land- und Forstwirtschaftliches Gut. Besonders der beeindruckende Rittersaal spiegelt die lange Geschichte der Lucklumer Deutschordenskommende im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel wider: 57 Portraits zeigen unter anderem die Lucklumer Komture seit 1648, viele Ordensritter, aber auch preußische und braunschweigische Fürsten. Aber auch die anderen Räume, wie etwa die Gutsküche oder besondere Stücke wie die eisernen Öfen in Form von Ritterrüstungen, vermitteln einen spannenden Einblick in die wechselvolle Geschichte des Gutes. Ein weiteres Glanzstück ist die Gutskapelle. Ein wunderschönes Kleinod ist auch der romantische und etwas verwilderte Gutspark mit einem herzförmigen Teich und einem sanften Wasserfall. Soviel ist sicher: Das Rittergut geht mit der Zeit.

Ritter-Gut Lucklum

Kommendestraße 13

38173 Lucklum

www.rittergut-lucklum.de

Kennen Sie noch die Komödie „Das Spukschloss im Spessart“ mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle? In den 50er Jahren war Schloss Oelber, das sich in Baddeckenstedt im Landkreis Wolfenbüttel befindet, Schauplatz für die bekannte Musikkomödie. Heute sind es vor allem Veranstaltungen wie Konzerte, Anitquitätentage oder der romantische Christkindlmarkt, mit denen die Burg von sich reden macht. Kein Wunder, dass Regisseur Kurt Hofmann seinerzeit für die Außenaufnahmen seines Films die malerische Kulisse des Schlosses ausgewählt hat. Der runde Grundriss der Burg ist etwas ganz besonderes. Wer den Film kennt oder mal in Ausschnitte hineinschaut, der erkennt den markanten, runden Treppenturm im Hintergrund, in dem die liebenswerten Geister versuchen, Gräfin Charlotte alias Liselotte Pulver aus finanzieller Schiefl age zu retten.

Berühmtheit hatte das Anwesen der Familie von Cramm aber schon einige Jahre vorher erlangt. In den 30er Jahren wurde es als Heimat des „Tennisbarons“ Gottfried Freiherr von Cramm bekannt, den man auch als „Gentleman des weißen Sports“ titulierte. Lange vor Boris Becker machten seine Erfolge auf internationalen Turnieren den Tennissport in Deutschland populär. Beim Wimbledon-Finale 1933 im Doppel mit Hilde Krahwinkel errang er seinen ersten großen Sieg. 1935 rückte von Cramm auf Platz zwei der Weltrangliste vor, den er bis 1937 innehatte. Neben Max Schmeling war er einer der populärsten Sportler Deutschlands.

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