Bei Eintracht Braunschweig war damals eigentlich alles zusammengebrochen, was man sich in der Vergangenheit mühsam aufgebaut hatte. In der 2. Bundesliga war das Team in der Saison 2006/2007 zur Lachnummer degradiert worden, denn man hatte als abgeschlagener Tabellenletzter alle Negativ-Rekorde gebrochen – und musste runter in die Regionalliga Nord.
Bei den beinahe hilflos wirkenden Bemühungen um Schadensbegrenzung waren fünf verschiedene Trainer in einer Saison im Einsatz gewesen: Michael Krüger, Willi Kronhardt als Interimstrainer, Djuradj Vasic, Willi Reimann und Dietmar Demuth teilten sich 34 Zweitligaspiele der Eintracht und stellten damit einen wohl einmaligen Zweitligarekord auf. Zu Saisonbeginn 2007/2008 trat Benno Möhlmann sein Traineramt an – und gab es am 12. Mai 2008, drei Spieltage vor Saisonende und mit zwei Punkten Rückstand auf Platz 10 (der den Klassenerhalt in der neuen 3. Liga bedeutete) – an den damaligen A-Jugend-Trainer Torsten Lieberknecht ab. Der siebte Eintracht-Trainer innerhalb von nur 19 Monaten. Konnte das wirklich gut gehen? Es funktionierte.
Lieberknecht von 2003 bis zur Saison 2006/2007 bei Eintracht als Mittelfeld-Beißer im Einsatz, verhinderte nun an der Seitenlinie mit ehemaligen Kollegen wie Domi Kumbela & Co. am letzten Spieltag der Saison – durch einen 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund II – den Abstieg. Der knappe Klassenerhalt wurde von den Fans beinahe wie ein Aufstieg gefeiert. Der Rest ist eigentlich wie der ägyptische Mythos vom Reiher, der als Phönix aus seiner Asche verjüngt wieder aufersteht. Ein Stück regionale Fußballgeschichte.
Unter der Führung von Soeren-Oliver Voigt, der im Jahr 2007 die Geschäftsführung der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA übernahm und voriges Jahr in das Präsidium des DFL e.V. gewählt wurde, sowie Manager Marc Arnold, schaffte es Eintracht, sich in den nächsten Jahren finanziell zu konsolidieren und eine neue junge Mannschaft aufzubauen. Das Ergebnis: In der Saison 2010/2011 stieg das Team von Trainer Torsten Lieberknecht mit 20 Punkten Vorsprung in die 2. Bundesliga auf. Und es ging weiter aufwärts: Nur zwei Jahre später erreichte man das Unerwartete. Nach 28 Jahren war Eintracht Braunschweig wieder dort angekommen, wo sie bis 1985 beheimatet gewesen war: In der 1. Fußball-Bundesliga.
Leider überstand man nur eine Spielzeit im Bundesliga-Oberhaus – und kämpft seit 2014 immer wieder in der Spitzengruppe um den Wiederaufstieg und belegte dabei die Plätze 6, 8 und 3. Vielleicht klappt es ja noch bis zum Jahr 2020. Bis dahin hat Trainer Lieberknecht noch einen Vertrag beim im Dezember 1895 gegründeten Traditionsverein, der in seiner langen und turbulenten Historie (Gewinn der Deutschen Meisterschaft, Bundesligaskandal, Einführung der Trikotwerbung) immer wieder für Überraschungen und Schlagzeilen gesorgt hat.