„Wie schön, mit so disziplinierten Gästen kann auch in Coronazeiten gefeiert werden“, sagt ein strahlender Frank-Michael Rösch zum Ende seiner Matinée. Der 30. Geburtstag der BBR Verkehrstechnik fällt – wie alles andere zur Zeit auch – unter die Coronaauflagen. Aber Rösch und seine beiden Mitgesellschafter, Arne Baudis und Thomas Bergmann, haben sich etwas einfallen lassen: Eine kulturell unterlegte Wirtschaftszusammenkunft unter Einhaltung aller geltenden Bestimmungen – so steht es in der Einladung. Und es hat geklappt. 30 geladene Gäste bekommen am Empfang an der Pillaustraße ein kleines Willkommensgeschenk, unter anderem eine BBR-Gesichtsmaske. Mit Abstand geht es in den dritten Stock, mit Abstand wird platziert.
Der erste Gratulant ist der Oberbürgermeister. „International und heimatverbunden“, sagt Ulrich Markurth, „ein Slogan, den viele benutzen, der aber hier, bei der BBR, wirklich gelebt wird.“ Er beschreibt ein Braunschweiger Unternehmen, das im Bereich Leittechnik, Sicherungstechnik und Informationssysteme für den schienengebundenen Verkehr weltweit und erfolgreich unterwegs ist.

Die Idee, mit einer Matinée trotz Corona „live“ feiern zu können, sei ein Beispiel für die typische Kreativität dieses

Unternehmens. „Schiene hat Zukunft“, sagt Markurth, „und ihr bekommt Schienen und eine Haltestelle direkt vor die Haustür“, erzählt er von dem geplanten Stadtbahnausbaustart ab 2023. Beteuert allerdings, mit breitem Grinsen, dass die Trasse nicht extra für die BBR genau hier gelegt werde.
Der Oberbürgermeister hofft auf mindestens weitere 30 Jahre BBR Verkehrstechnik. „Zweimal 30 ist auch ganz schön, das weiß ich aus eigener Erfahrung, und dreimal 30 gibt es auch zunehmend häufiger“, blickt Markurth in die Zukunft. „Jedenfalls können wir von Braunschweig aus die Verkehrswende sehr gut gestalten.“
Über Bildschirme können die Gäste während der Ansprachen in die Küche schauen, in der Chefkoch Christoph Bretschneider letzte Hand an das Vier-Gänge-Menü legt. Im Hauptberuf BBR-Geschäftsführer, hat er es sich nicht nehmen lassen, zum Geburtstag selbst zu kochen. Als Appetithäppchen (er formuliert es eleganter: „Amuse-Gueule“) gibt es Tatar vom Rind mit Erdbeeren, Meerrettich und Kapern, es folgt Dreierlei vom Lachs, eine Edelburger-Kreation mit einer Coca-Cola-Soße, ein Nachtisch aus selbst gemachtem Eis und gebratenen Erdbeeren. „So etwas Hochklassiges müssten wir in Braunschweig sicher lange suchen“, kommt umgehend das Lob von Frank-Michael Rösch an seinen Geschäftsführer.
Mitgesellschafter Arne Baudis blickt zwischen zwei Gängen auf die BBR-Geschichte, erzählt von den Anfängen „aus der Sicht

eines ergrauten Ingenieurs.“ Die 30 Jahre hat er in Jahrzehnte unterteilt. „Jugend forscht“ heißt sein Anfangskapitel. Baudis erzählt vom
Anfang in den kleinen Räumen im vierten Obergeschoss an der Jasperallee, die von den Fachkollegen leicht hämisch als „Bastel-Bude Rösch“ betitelt wurde, von Zeiten, in denen nicht klar war, wohin die Reise gehen kann und soll: „Aber wir haben einfach weitergemacht.“
Im zweiten Jahrzehnt musste „der kreative Haufen erwachsen werden“, erinnert sich Baudis, „Schweiß und Tränen“ hat er diese Dekade benannt. Denn 80 Prozent ihrer Kraft und Arbeit haben die jungen Männer in die Bürokratie investiert, um in Gutachten oder vor Behörden bestehen zu können.
Die jüngste Dekade steht unter der Überschrift „Hinterm Horizont geht’s weiter“. Die BBR zog in die Welt. „Wir wollen auf jedem Kontinent vertreten sein“, sagt Baudis, „bis auf Australien haben wir es geschafft.“ Mit dem Geburtstag haben sich die drei Gründer zurückgezogen, ein neues Management übernimmt. „Für unser Gnadenbrot wurde eine extra Abteilung gegründet, aus der wir uns immer wieder gefragt und ungefragt einmischen“, erzählt Baudis launig von einem lebhaften „Teilruhestand“.
Auch IHK-Präsident Helmut Streiff ist voll des Lobes über die Braunschweiger Erfolgsgeschichte. „Die durchschnittliche Lebensdauer einer

Firma, die im Handelsregister eingetragen wird, beträgt 16 Jahre“, macht er die Bedeutung eines 30-jährigen Firmengeburtstages deutlich. „Von drei auf 300 Mitarbeiter, das ist ein Wachstum von 10 .000 Prozent“, rechnete er vor, „und ganz wichtig: Ihr stellt jedes Jahr fünf Azubis ein.“
„Und Ihr feiert nicht per Video, sondern schafft auch unter schwierigen Bedingungen ein Liveerlebnis. Ihr seid wie immer die Ersten und die Besten.“