24. Oktober 2022
Entscheider

Vom Fitness- zum Business-Löwen

Sascha Osterwald, Inhaber der Sportstudios Löwen Fitness, hat innerhalb von sieben Jahren fünf Unternehmen gegründet. Heute pendelt er zwischen Braunschweig und Portugal – und setzt nach wie vor auf den Rat seines Vaters …

„Obwohl ich in Braunschweig das Fitnessstudio eröffnet habe, wollte ich meine Wurzeln in Portugal nicht aufgeben“, sagt der Braunschweiger Unternehmer Sascha Osterwald. So ist das zweite seiner fünf Unternehmen entstanden – ein Surf-Camp in Südportugal. Foto: Daniel Pankoke

Fitnesslöwe, Lagerbaron, Surfer, Kampfsportler, Immobilien-Investor – der Braunschweiger Unternehmer Sascha Osterwald ist umtriebig. 2015 mit dem ersten Fitnessstudio in Braunschweig gestartet, leitet der 31-Jährige heute insgesamt vier Löwen Fitness Standorte, außerdem eine Surfschule in Portugal und eine Pension. Hinzu kommen eine Vermietung von Lagerboxen und eine eigene Produktlinie mit Nahrungsergänzungsmitteln. Das Unternehmer-Gen sei ihm bereits in die Wiege gelegt worden, erzählt Osterwald. „Alles greift ineinander“, ist er sich sicher – beruflich wie privat.

Wir sind mit Sascha Osterwald ein wenig abseits des Gedränges der Stadt verabredet – am Grundstein seines Unternehmertums und Lebensmittelpunkt kurz vor Broitzem in der Marienberger Straße. Zwischen Feldern bahnt sich der Fuhsekanal seinen Weg durch die Natur. Zwei goldene Löwenskulpturen bewachen den Eingang zu Osterwalds Geschäftsgebäude, das gleichzeitig Standort des ersten Löwen Fitness ist. Mit einem sanften Nasenstups begrüßen uns zwei Hunde, Tibet Doggen mit dichter Fellmähne. „Das sind unsere beiden echten Löwen“, sagt Osterwald und streichelt ihnen über den Kopf. Der Unternehmer trägt eine schwarze Trainingshose und ein blaues Funktionsshirt. Er wirkt gelassen, grüßt freundlich die Mitarbeiter:innen am Empfang des Fitnessstudios. Auf einer kleinen Veranda neben dem Eingang setzen wir uns.

Ein Raub-Überfall gibt den Anstoß

Mit Kampfsport habe alles angefangen, erzählt Osterwald und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen. „Ich war 16 und wurde während eines Urlaubs in Brasilien am hellen Tage von zwei Banditen am Strand überfallen. Das hat sich eingebrannt und ich wollte lernen, mich selbst zu verteidigen.“ Nach seiner Rückkehr aus Brasilien beginnt er deshalb mit Krav Maga. Später absolviert er noch eine Trainerausbildung in Israel, dem Herkunftsland des Kampfsports. Seine Leidenschaft für Kampfsport und Fitness legt auch das Fundament für Osterwalds erste Gründung.

Nach einem Physiotherapie-Studium eröffnet der damalige Jung-Unternehmer vor sieben Jahren Löwen Fitness in Braunschweig. „Gestartet bin ich damals allein. Der Vorbesitzer hatte sein Studio aufgegeben, es stand einige Zeit leer. Ich habe das Potenzial erkannt, die Räume selbst renoviert und die Geräte ausgetauscht.“

Heute wird am Standort in Braunschweig nicht nur trainiert, auch Trainer-Fortbildungen, insbesondere im Kampfsport, bietet Osterwald an. Die vergangenen Pandemie-Jahre hat der Unternehmer genutzt, um das Konzept auf insgesamt vier Standorte zu erweitern. Neben Braunschweig führt der Fitnesscoach nun Studios in Hannover, Lengede und Bremen.

Wie oft Osterwald selbst trainiert, wollen wir von ihm wissen. Er lacht und gibt zu: „Momentan bin ich nicht ganz so fit. Die arbeitsintensive Corona-Zeit hat mein Sixpack schwinden lassen.“ Das sei aber auch nicht entscheidend, sagt er. „Ich muss kein Sixpack haben, um mich wohlzufühlen. Aber ich brauche ein bis zweimal pro Woche mein Cardio-Training – und auch mit Boxen und Krav Maga halte ich mich fit.“

Sascha Osterwald am Empfang des Löwen Fitness in Braunschweig. Foto: Katja Beyrodt

Erste und zweite Heimat

Die Sonne strahlt an diesem Tag. Die Hunde liegen dösend im Schatten der Veranda, ansonsten wird die Ruhe der umliegenden Natur lediglich durch das leise Knirschen des Kieses unter Sportschuhen unterbrochen, wenn Mitglieder das Trainingsgelände betreten. Osterwald grüßt die Vorbeikommenden, die meisten sogar mit Namen.

Man kennt sich – und ihn. Längst sei Braunschweig seine Heimat geworden, erzählt Osterwald. Hier lebt er gemeinsam mit seiner Partnerin und den beiden Löwenhunden. Doch zwei- bis dreimal im Jahr reist er in seine zweite Heimat nach Portugal, wo er als Kind aufgewachsen ist und später studiert hat. „Und obwohl ich nach dem Studium in Braunschweig das Fitnessstudio eröffnet habe, wollte ich meine Wurzeln in Portugal nicht aufgeben.“

2017 eröffnet er deshalb ein Surfcamp in Lagoa, an der Südküste Portugals. „Die Gegend wird als das Kalifornien Europas bezeichnet. Das Camp umfasst ein großes Areal von fünf Hektar mit einem Naturschwimmsee und liegt fünf Minuten vom Strand entfernt.“ Auf dem Gelände stehen Safari-Zelte und Surfer-Hütten für die Gäste, auch Van-Stellplätze werden angeboten.

Leidenschaften und Geschäftssinn

„Fitness und Surfen sind meine Leidenschaften. Alles Weitere ist Business“, stellt der 31-Jährige fest und spielt damit auf seine weiteren Unternehmungen an. An das Fitnessstudio in Braunschweigs Südwesten grenzt heute die Pension „Löwen Unterkunft“, die mit der Service-Infrastruktur des Studios betrieben wird und Teilnehmenden von Trainer-Schulungen als Unterkunft dient. Osterwald hat außerdem eine eigene Produktlinie mit Nahrungsergänzungsmitteln, sogenannten Supplements, für Sportler:innen entwickelt, die in den Löwen Fitnessstudios angeboten werden.

Der Kampfsport hat für Osterwald nach einem einschneidenden Erlebnis in seiner Jugend eine besondere Bedeutung. Sein Fitnessstudio bietet heute Trainerlehrgänge an. Foto: Katja Beyrodt

Hinzu kommen die Verwaltung verschiedener Gewerbeimmobilien in Niedersachsen und das Unternehmen „Lagerbaron“, eine Vermietung von Containerboxen als Lagerraum. Inspiration dafür seien Selfstorage-Syteme in Amerika gewesen, erzählt Osterwald: „Ich habe damals im Fernsehen bei DMAX die Sendung Storage Wars verfolgt. Das Konzept fand ich interessant und habe einen Versuch mit zehn alten Schiffscontainern gestartet.“ Die Idee geht auf. Mittlerweile bietet Osterwald an sieben Standorten in Niedersachsen und Bremen die Lagermöglichkeiten für Geschäfts- und Privatkunden an. Allein in Braunschweig sind es heute über 300 Boxen.

Väterliche Ratschläge

Fünf Unternehmen in sieben Jahren an fünf Standorten – das ist ganz schön viel Holz. Als Osterwald unseren fragenden Blick sieht, erklärt er: „Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und habe in meiner Kindheit viel Geschäftliches mitbekommen. Schon während meiner Jugend in Portugal habe ich alte Autos aufgekauft, sie wieder fit gemacht und verkauft, mir mein Taschengeld dadurch selbst verdient.“

Auch als Angestellter in einer Strandbar sei er bereits tätig gewesen. „Diese Erfahrung hat mich ebenfalls geprägt. Ich möchte weiterkommen, selbst und eigenständig etwas erreichen – sicherlich ist das auch in meinen Genen verankert“, sagt Osterwald. Sein Vater, ebenfalls Unternehmer, leitete unter anderem einst den Handel Auto-Port in Braunschweig. Seine Ratschläge hätten ihn zeitlebens geprägt, sagt Osterwald. „Inzwischen ist er 83 Jahre alt, aber immer noch an meiner Seite und unterstützt mich.“

Das sei auch das Geheimnis seines Unternehmertums, die Unterstützung der Familie. „Man braucht viel Disziplin und muss priorisieren können. Außerdem ist es wichtig, dass man jemanden hat, dem man vertraut. Meine Partnerin hat von Anfang an mitgearbeitet. Nur im Team kann man so viele Unternehmen auf einmal leiten.“ Er wendet sich zum Eingang des Fitnessstudios um und lächelt. „Das haben wir uns aufgebaut.“

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