Fünf Braunschweiger Start-ups wie auch etablierte Unternehmen haben Anfang Dezember im Trafo-Hub die Chance erhalten, ihre Geschäftsidee und ihren Einsatz für Nachhaltigkeit Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies zu präsentieren. „Wir wollen zeigen, was in dieser Region passiert und möglich ist. Wir sind eben nicht nur ein Mobilitätsstandort“, verdeutlichte AGV-Geschäftsführer und Veranstaltungsinitiator Florian Bernschneider.
Olaf Lies wiederum betonte in seiner Einleitung, dass er „ganz stolz“ auf die niedersächsischen Initiativen bei grünem Stahl und Elektromobilität sei – dies aber angesichts der Klimakatastrophe noch zu kurz greife. „Es braucht weitergehende, kluge Ideen und den Mut von Gründern und Mittelständlern. Das hier und heute ist eine Riesenchance, mich zu informieren.“
Und der Minister schrieb einiges mit: Gründerinnen und Gründer wie Carina Heidermann von LB.Systems (Batterieprüfung), David Burzynski von Coldsense (Eisdetektion), Lars Kohlenberg und Axel Rörig von Next Gen X (smartes Heimsystem) oder Arved Bünning von Amberskin (Lederalternative), aber auch Olf Clausen von M&P oder Volker Lang von BS Energy gaben dem Minister in jeweils achtminütigen Pitches einige Impulse mit auf den Weg nach Hannover.
Probleme der Tech-Start-ups: Platzmangel und Förderung
Darunter mischten sich Wünsche und Kritik: So bemängelte etwa Fridolin Franke, Mitgründer und Geschäftsführer von Solar Materials, dass die Fördermöglichkeiten in Sachsen-Anhalt „deutlich besser als in Niedersachsen“ seien. Das Recycling-Start-up hat erst vor Kurzem seinen Sitz von Braunschweig nach Magdeburg verlegt. Frankes Urteil auf der Bühne des Trafo-Hubs: „Start-ups werden oft nicht gefragt, was sie brauchen.“
Auch Heidermann verdeutlichte, dass es vielen Neugründungen im „Valley of Death“, einer frühen Unternehmensphase, an Fördermitteln fehle: „Wir wünschen uns von der Regierung, dass die Finanzierungslücke für junge, nachhaltige Technologieunternehmen geschlossen wird.“ Bünning berichtete dazu passend, dass Amberskin nicht genug Geld hatte, Inkubatoren zu kaufen – und sie stattdessen Kühlschränke umbauten: „Das ist kein Gründergaragen-Vibe. Daran hätten wir auch gut scheitern können.“ Förderquoten nützten Start-ups im Technologiebereich bei entsprechend hohen Anschaffungskosten wenig. Niedersachsens Umweltminister plädierte in der anschließenden Diskussionsrunde dafür, die „Förderbank“ NBank zur „Innovationsbank“ aufzubauen.
Ein weiteres großes Problem von Braunschweiger Start-ups machte Ralf Utermöhlen bereits in der Eröffnung des 2G-Plus-Events deutlich: „Den Start-ups bringt nichts, dass das ein oder andere Geschäft in der Fußgängerzone leer steht. Sie brauchen mehr und andere Arten von Gewerbeflächen. Und dafür benötigen wir eine schnellere Bauverwaltung, eine schnellere Flächenausweisung.“ Zudem bedürfe es regionalen Fonds und mehr Talentscouts. Michael Gensicke von Bosch fügte an, dass es in Salzgitter Platz gebe – aber nicht klar sei, wer diese Informationen aus der Region für die Start-ups zusammenführe. Und auch Olaf Lies kam nach der etwa zweistündigen Veranstaltung zu dem Schluss: „Wir brauchen mehr Möglichkeiten, um zu netzwerken – nicht unbedingt, um den Start-ups eine Chance zu geben, sondern den großen Unternehmen, damit sie die Ideen nicht verpassen.“