Bevor die Scheinwerfer der Welt auf Virologen wie Christian Drosten gerichtet waren, stand ein Mädchen im Vordergrund des Weltgeschehens, das sich seiner Zukunft beraubt fühlte und für die der Erde auf die Straße ging: Greta Thunberg. Seit nun mehr zwei Jahren ist sie Ikone des Klima-Protests. Im Rahmen der Fridays for Future-Bewegung folgten ihr weltweit Millionen junge Menschen, um zu zeigen: Die Klimakrise ist real. Wir müssen handeln. Auch wenn die Demonstrationen der Corona-Pandemie und ihren Gegenmaßnahmen gewichen sind, hat sich an der Herausforderung nichts geändert. Dass der deutsche CO₂-Ausstoß vergangenes Jahr um rund 80 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist und somit die Jahresklimaziele erreicht wurden, ist eher ein positiver Nebeneffekt der Einschränkungen unseres Lebens als Folge einer gezielten Nachhaltigkeitspolitik – denn die Deutschen arbeiten zum Großteil von zu Hause aus, private und berufliche Reisen entfallen, die Industrie drosselt ihre Produktion.
Die Zukunft in der Hand
„Nachhaltige Entwicklung gelingt nur als Gemeinschaftswerk“, sagt Kanzlerin Angela Merkel vergangenen Oktober bei den Online-Konsultationen zur Aktualisierung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Die vor mittlerweile sechs Jahren verabschiedete Agenda 2030 der Vereinten Nationen sieht 17 Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDG), vor. Die drei Musketiere zur Erreichung dieser: Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Das Bundeswirtschaftsministerium fokussiert sich dabei auf bezahlbare und saubere Energie, nachhaltige Produktion und Konsum sowie moderne und intelligente Innovationen und Infrastruktur. Für eine nachhaltige Wirtschaftsweise sind nicht nur kleine und mittelständische Unternehmen wichtige Akteure, sondern auch global agierende Firmen – denn sie entscheiden maßgeblich, welche Produkte, Dienstleistungen und Verfahren unsere Zukunft prägen werden.
So setzt beispielsweise der Wolfsburger Volkswagen Konzern mit der neuen Vision „Shaping mobility – for generations to come“ und der Konzernstrategie Together 2025+ auf Nachhaltigkeit in der Mobilität. Nicht nur Millionenspenden für europäische Nachhaltigkeitsprojekte, sondern auch eine konzernweite Umweltpolitik und ein entsprechendes Leitbild sollen zur nachhaltigen Gestaltung der Zukunft beitragen. Und in Salzgitter entsteht mit dem Wasserstoffcampus derzeit ein zukunftsträchtiges Nachhaltigkeitsprojekt, das als Kooperation der vielfältigen ansässigen Industrieunternehmen einen Beitrag zur ökologischen Entwicklung des Standorts leisten soll.
Branchenabhängig
Laut einer Studie der IHK für München und Oberbayern können Unternehmen nach eigener Einschätzung zu allen 17 Nachhaltigkeitszielen beitragen, vor allem aber zur menschenwürdigen Arbeit und dem Wirtschaftswachstum, der Geschlechtergleichstellung, den Maßnahmen zum Klimaschutz, der Industrie, Innovation und Infrastruktur sowie den Partnerschaften zur Erreichung der Ziele. Industrieunternehmen schätzen dabei ihren Beitrag zu den ökologischen Handlungsfeldern wie Klimaschutz, sauberes Wasser sowie Energie und Leben an Land deutlich höher ein als Unternehmen anderer Branchen. Dagegen kann der Dienstleistungssektor mehr bei gesellschaftlichen Zielen wie der hochwertigen Bildung und der Bekämpfung von Armut und Hungersnot aushelfen.
Grüne Bekenntnisse
Das ökologische Engagement eines Unternehmens trägt jedoch nicht nur zur Erreichung der Klimaziele bei, vielmehr gilt es mittlerweile auch als wichtiges Aushängeschild – gerade für junge Talente auf der Suche nach einem Job. Denn wer freitags auf die Straße geht und für das Wohlergehen unseres Planeten demonstriert, dem ist das ökologische Bewusstsein eines potenziellen Arbeitsgebers mitunter wichtiger als ein höheres Gehalt oder Extraurlaubstage. Nachhaltiges Wirtschaften ist mittlerweile also nicht mehr nur eine Forderung der Bundesregierung, sondern auch ein wichtiges Kriterium beim Recruiting und somit ein Beitrag zum Erfolg des eigenen Unternehmens.