29. Juli 2015
Forschung & Technologie

Begehrter Forschungspartner

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung wird 50 Jahre alt und hat die Zukunft fest im Blick

Der HZI-Campus in Braunschweig-Stöckheim in einer Luftaufnahme. (Foto: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)

Als eines von insgesamt 18 Helmholtz-Zentren
in Deutschland sind die Forscher am HZI-Cam­pus in Stöckheim und den Standorten Hannover, Saarbrücken und Hamburg bestens vernetzt: Etwa 1.000 Mitarbeiter forschen dort an Krankheitserregern und der Entwicklung neuer Wirkstoffe. Der wissenschaftliche Geschäftsführer des HZI, Prof. Dr. Dirk Heinz, betont: Ohne Partner wäre die erfolgreiche Forschung im Zentrum nicht möglich.

Das Thema Infektionsfor­schung ist vor allem eins: groß. So groß, dass man es alleine unmöglich erfolgreich abdecken kann. Aus diesem Problem hat man beim HZI eine Tugend gemacht: „Wir gehen Part­nerschaften mit Universitäten ein, aber auch mit außeruniversitären Institu­tionen. Ohne würde es nicht gehen“, beschreibt Geschäftsführer Dirk Heinz die gemeinschaftliche Forschung. Inner­halb der Region kooperiert das Zent­rum unter anderem mit der TU Braun­schweig, wo vor mehr als 50 Jahren die Grundlagen für das heutige HZI geschaf­fen wurden. Im Bereich Gesundheitsfor­schung ist die Medizinische Hochschule Hannover der wichtigste Partner, außer­dem sind die Braunschweiger Forscher am Deutschen Zentrum für Infektions­forschung beteiligt, einem Zusammen­schluss von insgesamt 35 wissenschaft­lichen Einrichtungen. Die Liste der Partner ist lang. „Eine Win-win-Situa­tion für alle Beteiligten“, sagt Heinz.

In seiner jetzigen Form existiert das Helmholtz-Zentrum für Infektionsfor­schung am Campus im Süden Braun­schweigs seit 2006, die Vorgänger­gesellschaft GBF (Gesellschaft für Biotechnologische Forschung) ging 1976 aus dem elf Jahre zuvor gegrün­deten Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik hervor. Heute ist das Zentrum auf dem Weg zu einem international angesehenen Forschungs­zentrum: Alleine im Jahr 2014 meldeten HZI-Forscher 26 Patente an und veröf­fentlichten fast 400 Aufsätze über ihre Forschung in Fachzeitschriften. Geld­geber für die Forschungsprojekte sind der Bund und das Land Niedersachsen sowie Förderinstitutionen wie die DFG. Der Jahresetat ist dank der finanzstar­ken Zuwender mit rund 60 Mio. Euro beträchtlich, dafür muss sich das HZI an forschungspolitische Vorgaben hal­ten. Als Unternehmen begreift sich das Zentrum trotz seiner Größe allerdings nicht Grundlagenforschung und der „forscherische Spieltrieb“ stehen im Vordergrund, so Prof. Heinz.

Bundesweit gibt es in der Helmholtz- Gemeinschaft, die mit dem 20-jähri­gen Jubiläum in diesem Jahr ebenfalls Geburtstag feiert, 18 Forschungszent­ren und sieben an Universitäten ange­schlossene Helmholtz-Institute. Die Forschungsbereiche der Gemeinschaft sind breit gefächert und umfassen unter anderem Themen wie erneuerbare Energien und Klimawandel, Elementar­physik, Luft- und Raumfahrt oder Krebs-und Infektionsforschung. Um Letzteres dreht sich (fast) alles am HZI in Braun­schweig: Mehr als 50 Forschungsgrup­pen untersuchen die Infektion eines Organismus durch die Erreger, suchen nach neuen Wegen für Therapien, ent­wickeln Modelle des menschlichen Immunsystems und forschen an neuen Wirkstoffen. Mit Epothilon ist es dem HZI nach jahrzehntelanger Entwicklung gelungen, einen in Braunschweig ent­deckten Wirkstoff marktreif zu machen.

Das HZI blickt zurück auf 50 Jahre erfolgreiche Infektionsforschung, hat aber die eigene Zukunft und die unse­rer Gesellschaft fest im Blick. „Es geht immer darum, gesellschaftliche Fra­gen wissenschaftlich zu adressieren und Lösungen zu finden“, erklärt Prof. Heinz. Als Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen steht die Infektionsfor­schung immer wieder vor Herausforde­rungen. Heinz nennt in diesem Zusam­menhang etwa die älter und damit anfälliger werdende Bevölkerung und die personalisierte Medizin, mit der in der Infektionsforschung mittelfristig eine Art Fingerabdruck des Immunsys­tems eine individuell abgestimmte The­rapie ermöglichen soll. „Das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik“, sagt Heinz. „Aber ich bin fest davon überzeugt, dass das in den nächsten 20 Jahren rea­listisch ist.“ Dann gäbe es auch zum 75. Geburtstag des Braunschweiger Helm­holtz-Zentrums für Infektionsforschung Grund zu feiern.

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