Als eines von insgesamt 18 Helmholtz-Zentren
in Deutschland sind die Forscher am HZI-Campus in Stöckheim und den Standorten Hannover, Saarbrücken und Hamburg bestens vernetzt: Etwa 1.000 Mitarbeiter forschen dort an Krankheitserregern und der Entwicklung neuer Wirkstoffe. Der wissenschaftliche Geschäftsführer des HZI, Prof. Dr. Dirk Heinz, betont: Ohne Partner wäre die erfolgreiche Forschung im Zentrum nicht möglich.
Das Thema Infektionsforschung ist vor allem eins: groß. So groß, dass man es alleine unmöglich erfolgreich abdecken kann. Aus diesem Problem hat man beim HZI eine Tugend gemacht: „Wir gehen Partnerschaften mit Universitäten ein, aber auch mit außeruniversitären Institutionen. Ohne würde es nicht gehen“, beschreibt Geschäftsführer Dirk Heinz die gemeinschaftliche Forschung. Innerhalb der Region kooperiert das Zentrum unter anderem mit der TU Braunschweig, wo vor mehr als 50 Jahren die Grundlagen für das heutige HZI geschaffen wurden. Im Bereich Gesundheitsforschung ist die Medizinische Hochschule Hannover der wichtigste Partner, außerdem sind die Braunschweiger Forscher am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung beteiligt, einem Zusammenschluss von insgesamt 35 wissenschaftlichen Einrichtungen. Die Liste der Partner ist lang. „Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, sagt Heinz.
In seiner jetzigen Form existiert das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung am Campus im Süden Braunschweigs seit 2006, die Vorgängergesellschaft GBF (Gesellschaft für Biotechnologische Forschung) ging 1976 aus dem elf Jahre zuvor gegründeten Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik hervor. Heute ist das Zentrum auf dem Weg zu einem international angesehenen Forschungszentrum: Alleine im Jahr 2014 meldeten HZI-Forscher 26 Patente an und veröffentlichten fast 400 Aufsätze über ihre Forschung in Fachzeitschriften. Geldgeber für die Forschungsprojekte sind der Bund und das Land Niedersachsen sowie Förderinstitutionen wie die DFG. Der Jahresetat ist dank der finanzstarken Zuwender mit rund 60 Mio. Euro beträchtlich, dafür muss sich das HZI an forschungspolitische Vorgaben halten. Als Unternehmen begreift sich das Zentrum trotz seiner Größe allerdings nicht Grundlagenforschung und der „forscherische Spieltrieb“ stehen im Vordergrund, so Prof. Heinz.
Bundesweit gibt es in der Helmholtz- Gemeinschaft, die mit dem 20-jährigen Jubiläum in diesem Jahr ebenfalls Geburtstag feiert, 18 Forschungszentren und sieben an Universitäten angeschlossene Helmholtz-Institute. Die Forschungsbereiche der Gemeinschaft sind breit gefächert und umfassen unter anderem Themen wie erneuerbare Energien und Klimawandel, Elementarphysik, Luft- und Raumfahrt oder Krebs-und Infektionsforschung. Um Letzteres dreht sich (fast) alles am HZI in Braunschweig: Mehr als 50 Forschungsgruppen untersuchen die Infektion eines Organismus durch die Erreger, suchen nach neuen Wegen für Therapien, entwickeln Modelle des menschlichen Immunsystems und forschen an neuen Wirkstoffen. Mit Epothilon ist es dem HZI nach jahrzehntelanger Entwicklung gelungen, einen in Braunschweig entdeckten Wirkstoff marktreif zu machen.
Das HZI blickt zurück auf 50 Jahre erfolgreiche Infektionsforschung, hat aber die eigene Zukunft und die unserer Gesellschaft fest im Blick. „Es geht immer darum, gesellschaftliche Fragen wissenschaftlich zu adressieren und Lösungen zu finden“, erklärt Prof. Heinz. Als Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen steht die Infektionsforschung immer wieder vor Herausforderungen. Heinz nennt in diesem Zusammenhang etwa die älter und damit anfälliger werdende Bevölkerung und die personalisierte Medizin, mit der in der Infektionsforschung mittelfristig eine Art Fingerabdruck des Immunsystems eine individuell abgestimmte Therapie ermöglichen soll. „Das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik“, sagt Heinz. „Aber ich bin fest davon überzeugt, dass das in den nächsten 20 Jahren realistisch ist.“ Dann gäbe es auch zum 75. Geburtstag des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung Grund zu feiern.