29. August 2017
Forschung & Technologie

Die Mobilität der Zukunft

Das Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik forscht an CO2-freien Energie-Technologien

Untersuchung von Elektrodenoberflächen unter dem Mikroskop. Foto: Benjamin Piecha

Dass sich Prof. Dr.-Ing. Ulrike Krewer mehr für Nachhaltigkeit als für konventionelle Verbrennungsmotoren begeistert, zeigt sich bereits früh morgens, wenn man sie von ihrem Fahrrad absteigend antrifft: „Ich besitze gar kein Auto“, so die Leiterin des Instituts für Energie- und Systemverfahrenstechnik. Dennoch kennt sich die promovierte Chemieingenieurin, die auch im Vorstand der Battery Labfactory Braunschweig und des Energieforschungsknotens Braunschweigs ist, auch auf diesem Gebiet aus.

In ihrer Forschung richtet Sie ihr Hauptaugenmerk auf die Elektromobilität und Energiewende und damit allen voran auf Brennstoffzellen, Batterien, Energiesysteme, Power-to-X, Dynamik und Systemverfahrenstechnik.

Längst der Wiege einzelner, unvernetzter Labore enthoben und in der Gesellschaft angekommen, forscht man am Institut vorrangig an nachhaltiger elektrochemischer Energietechnik, also dem Kern der E-Mobilität. Paradebeispiele sind Brennstoffzellenoder Batterietechnologien für Autos der heutigen, aber auch zukünftigen Generation. Hervorgegangen aus dem 1963 an der Technischen Universität Braunschweig gegründeten Lehrstuhl für Heizungs- und Verbrennungstechnik, hat sich das heutige Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik stets weiterentwickelt. Seit dem 1. Januar 2012 hat die gebürtige Bitburgerin die Leitung inne. „Uns interessiert einerseits die nachhaltige Energieumwandlung und auf der anderen Seite die Systemverfahrenstechnik. Das bedeutet, dass wir elektrochemische Prozesse analysieren und modellieren, um die Leistungsfähigkeit der Systeme zu optimieren.“

Was ist das Alleinstellungsmerkmal des InES? „Sehr viele forschen an Batterie- und Brennstoffzellentechnik – häufig Chemiker oder Elektrotechniker. Wir nehmen eine Art Mittlerposition ein und setzen an der Lücke zwischen den beiden Forschungsbereichen an. Es gibt nur wenige Verfahrenstechniker, die wie wir an Batterien und Brennstoffzellen forschen, und damit chemisches Verständnis mit ingenieurstechnischen Methoden verknüpfen können.“


Testen von Batterien in einer Klimakammer. Foto: Hanno Keppel
Neben Prof. Krewer arbeiten 24 Institutsmitarbeiter an zündenden Gedanken zu E-Mobilität und Energiewende, aber auch im recht neuen Bereich der Wirkstoff-Produktion. Als Mitglied des 2017 eingeweihten Pharmaverfahrenstechnik-Zentrums erforschen die InES-Mitarbeiter, wie man computergestützt die Wirkstoff-Produktion im Hinblick auf Kosten und Geschwindigkeit optimiert.

Bisher unterrichtete die Institutsleiterin vor allem Studierende der Studiengänge „Bio-, Chemie- und Pharmaingenieurwesen“ sowie „Maschinenbau/Energie- und Verfahrenstechnik“ auf den Gebieten Energietechnik, Regelungstechnik und Modellierung. Ab Oktober dieses Jahres bietet die TU Braunschweig zusätzlich den von ihr koordinierten neuen interdisziplinären Master-Studiengang „Nachhaltige Energietechnik“ an. Zahlreiche Kooperationen gibt es am InES im Rahmen von Bundes- und Landesministerien geförderten Projekten, aber auch mit Unternehmen wie Volkswagen, Bosch, BMW oder Messtechnikherstellern – nah dran an der Industrie, aber auch kooperativ mit TU-internen Instituten wie dem iPAT, dem Institut für Partikeltechnik.

Wenngleich das Augenmerk am InES auf der Mobilität der Zukunft liegt, widmet man sich auch der stationären Energieforschung. Noch ist das Zwischenspeichern von Sonnen- und Windenergie sehr teuer. Die Lösung liegt in der Elektrolyse; also der Herstellung von Wasserstoff aus Wasser und Strom. Diesen kann man dann auch wieder für Brennstoffzellen für die Elektromobilität verwenden. „Ein großes Thema ist auch der Bereich Power-to-Fuels oder Power-to-Chemicals. Zum Beispiel die Paarung von Wasserstoff und Stickstoff zu Ammoniak, das man verstromen kann. Ammoniak gehört zu den sieben meist produziertesten Chemikalien Deutschlands. Eine unserer Hauptchemikalien aus Wasser, Luft und Strom herzustellen, ist eine Vision, die mich antreibt.“

Auch interessant