30. September 2016
Forschung & Technologie

Kooperation statt Konkurrenz

Der Lehrstuhl für Rohstoffaufbereitung und Recycling am Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik (IFAD) an der TU Clausthal

Der Eingang des Institutes an der TU Clausthal mit einem Brecher zur Zerkleinerung von Erzen. (Foto: Kristina Künnemeyer)

Es schüttet, als habe sich der Himmel seinen Regen-Etat für die Serpentinen-Fahrt nach Clausthal aufbewahrt. Wasser, Steine und Schlamm säumen den Weg und geben einen Vorgeschmack auf die Forschungsschwerpunkte des Instituts für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik an der TU Clausthal. Prof. Dr. Daniel Goldmann, der sich mit seinem Namen perfekt in die Landschaft der Aufbereitung von Metallen einfügt, hat dort die Leitung des Lehrstuhls für Rohstoffaufbereitung und Recycling inne.

Drei massive Vitrinen in seinem Büro bewahren die Harzer Erz-Schätze der Vergangenheit auf und verweisen auf die Wurzeln des Institutes, die in der Preußischen Bergakademie liegen. Damals stand die Nutzbarmachung bergbaulich gewonnener Rohstoffe im Mittelpunkt. Heute sind die Rohstoffquellen eher Elektronikschrott, ausgediente Autos oder Flugzeuge sowie Produktionsrückstände und Deponien. Nächstes Jahr feiert das IFAD 90-jähriges Bestehen und markiert damit seine Stellung als eines der ältesten Aufbereitungsinstitute. „Wenn man hauptsächlich mit Müll zu tun hat, blickt man gerne mal auf etwas Schönes“, konstatiert der gebürtige Berliner, der nach seinem Studium an der TU Clausthal auch im Harz promovierte.

Die TU blickt mittlerweile auf 30 Jahre Forschung in der Nutzbarmachung und Wiederaufbereitung von Rohstoffen zurück. „Der stetig wachsende Bedarf der Menschen ist eine Herausforderung, aber auch das, was definitiv nicht mehr nutzbar ist, muss sicher gelagert werden.“ An diesen Herausforderungen arbeitet das Institut mit zwei Lehrstühlen und rund 80 Forschern, Technikern und weiteren Mitarbeitern. In verschiedenen Studiengängen, darunter Wirtschaftsingenieurwesen, Umweltverfahrenstechnik und Recycling, werden derzeit einige hundert Studierende für den Rohstoff- und Recyclingbereich ausgebildet.

Die Studiengänge verknüpfen Lehre und praxisnahe Forschung an der Seite namhafter regionaler und internationaler Weltkonzerne: Im Bereich der Grundstoffindustrie arbeiten sie mit Unternehmen wie Recylex, H.C. Starck, Rockwood Lithium, der Salzgitter AG und Aurubis zusammen. Zudem mit OEMs, also Produktherstellern, wie Volkswagen, Siemens, Daimler oder Panasonic und natürlich mit Unternehmen der Entsorgungs- und Recyclingbranche wie Electrocycling oder Remondis. Die TU pflegt auch viele Forschungskooperationen mit anderen Hochschulen – denn: „Der Forschungsbedarf ist größer als die vorhandenen Kapazitäten, daher haben wir uns in Deutschland zusammengeschlossen. Die Herausforderungen sind so groß, dass wir keine Zeit haben, uns gegenseitig Konkurrenz zu machen“, konstatiert Goldmann.

Aus dieser Einsicht heraus wurde Anfang 2015 das Forschungsnetzwerk GERRI, das German Resource Research Institute gegründet. Dieses bündelt die Kompetenzen der TU Clausthal, der TU Bergakademie Freiberg und der RWTH Aachen, der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Fraunhofer-Gesellschaft. Hinzu kommen viele weitere Kooperationen, in Niedersachsen insbesondere mit der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule sowie im Großraum Harz mit der Hochschule Nordhausen und den Hochschulen in Magdeburg. International ist die Harzer Universität noch an vielen weiteren Rohstoff- und Innovationsnetzwerken beteiligt, so etwa an der Europäischen Wissens- und Innovationsgemeinschaft EIT Raw Materials.

Im regionalen Verbund REWIMET aus Industrie und Forschungseinrichtungen hat das Institut die wissenschaftliche Leitung inne. Goldmann: „Deutschland ist in Sachen Recycling noch immer Technologie-Weltmarktführer, aber der Bedarf steigt so rasant, dass in der Forschung noch ein riesiges Potenzial liegt. Mittlerweile nimmt die Recycling-Forschung 90 Prozent unserer Kapazitäten am Lehrstuhl ein.“

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