4. Dezember 2017
Management & Trends

Das Warten auf den Erlöser?!

New Work eine Kolumne von Nadine Nobile & Sven Franke

Nadine Nobile & Sven Franke. Foto: Nils Hasenau

Wie führt man ein Unternehmen in das digitale Zeitalter? Vor dieser Frage stehen Unternehmen landauf und landab. Viel wird über die digitale Transformation geschrieben. Wie die jedoch genau aussieht, dafür fehlt es unternehmensintern oft an Know-How und Vorstellungskraft. Denn das Spektrum der digitalen Innovationen ist riesig. Big Data, Internet der Dinge, 3D-Druck oder KI, um nur einige zu nennen, versprechen eine Vielfalt an Möglichkeiten für das eigene Business.

So landen bei den Personalberatungen immer öfter die Stellenausschreibungen, in denen nach einem „Chief Digital Officer“ oder „Head of Digital Transformation“ gesucht wird. Einmal gefunden, macht sich die Expertin oder der Experte auf die Suche nach Antworten auf die folgende Frage:  Wie gelingt es durch Digitalisierung das Unternehmen voranzutreiben? Spätestens wenn die ersten Lösungen gefunden sind, beginnt die Bewährungsprobe. Aber nicht nur für den „Chief Digital Officer“, sondern auch für die Organisation. Dann zeigt sich, wie ernst es der Geschäftsführung mit der digitalen Transformation ist. Denn die Auswirkungen der neuen Technologien machen keinen Halt vor der Vorstandstür. So entfaltet das beste „social intranet“ erst dann seine Wirkung, wenn Beschäftigte keine Vorbehalte haben, offen zu kommunizieren. Voraussetzung hierfür ist eine authentische und transparente Kommunikation der Geschäftsführung und das idealerweise ebenfalls auf der neuen Plattform.

Die digitale Kollaboration setzt darüber hinaus eine Kultur voraus, in der Beschäftigte gerne ihr Wissen teilen und nicht auf dem eigenen Know-How sitzen bleiben. Doch die Kultur in vielen Unternehmen sieht noch anders aus. Da bedeutet Wissen Macht und wird entsprechend eingesetzt. Auch die zunehmende Automatisierung von Produktionsprozessen hat weitaus größere Auswirkungen als auf den ersten Blick gedacht. Wenn Störungen auftreten, braucht es vor Ort rasch Lösungen. Doch das bedeutet, dass Entscheidungen möglichst nah am Problem getroffen werden müssen. Damit geht ein Teil der Entscheidungskompetenz auf die Mitarbeitenden über. Ein Umstand, der die eine oder andere Führungskraft im Selbstverständnis treffen könnte.

Wenn also die Ankunft des „Head of Digital Transformation“ so sehnsuchtsvoll erwartet wird, wie die des Erlösers Jesus Christi zu Weihnachten, dann ist dringend ein Umdenken notwendig. Denn genauso wenig, wie Jesus all die Probleme seiner Mitmenschen löste, wird keine Expertin oder kein Experte die digitale Transformation in die Organisation zaubern können. Vielmehr stehen kulturelle Irritationen und Umbrüche an, die alle Mitarbeitenden und Hierarchieebenen betreffen und ein neues Zeitalter des Unternehmens einläuten. Was erwarten Sie von der digitalen  Transformation Ihres Unternehmens?

Nadine Nobile ist Gründerin von CO:X. Sie unterstützt Menschen in Unternehmen als Prozessbegleiterin und Coach. „Potentiale erkennen und Entfaltung ermöglichen“, das ist dabei ihr Leitsatz.

Sven Franke ist Organisationsbegleiter und  Speaker. „Experimente wagen und Neuland erkunden“, ist seine Maxime. Er initiierte das Projekt AUGENHÖHE und wurde 2017 von Xing als New Worker des Jahres ausgezeichnet.

 

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