Zum vierten Mal ist das Entrepreneurship Center aus Wolfenbüttel Anfang Juni mit seinen MBA-Studierenden zu einer Exkursion ins Silicon Valley gestartet. Warum der Trip ins sonnige Kalifornien Sinn macht und welche Erlebnisse besonders beeindruckend waren, haben wir bei Exkursionsleiter Samir Roshandel nachgefragt – natürlich ganz themenspezifisch per Chat...
Lieber Herr Roshandel, können wir starten?
2 Minuten, wir suchen noch einen Tisch.
Wo sind Sie gerade?
Im Plug and Play Tech Center auf dem Summer Summit. Ganz in der Nähe des Apple Campus.
Ok, erste Frage: Warum ist der Trip mehr als Sight Seeing im sonnigen Kalifornien?
Unser Ziel ist die Vermittlung eines Entrepreneurial Mindsets. Nirgend wo sonst auf der Welt wird es so gelebt wie hier im Silicon Valley.
Man liest immer wieder vom besonderen Spirit dort. Wie macht sich dieser konkret bemerkbar?
Nahezu alle Menschen hier sind „open minded“ und leben das Thema Entrepreneurship. Dazu gehört Toleranz, Vielfalt und das gesamte Startup-Ökosystem.
Klingt faszinierend. Aber ist das mehr als Fassade? Ist das authentisch?
Im Silicon Valley sind einige der größten Unternehmen der Welt ansässig. Facebook, Google, Apple und Tesla prägen den technologischen Fortschritt. Die Universitäten, wie Stanford oder die Singularity University, sind weltweit führend im Bereich Innovation. Die Akteure des Ökosystems hier können sich besser vermarkten, als in anderen Teilen der Welt. Nicht alles ist Gold, was glänzt. Trotzdem entstehen hier die zukunftsträchtigsten Unternehmen der Welt.
Was empfinden Sie, wenn Sie vor Steve Jobs’ Garage stehen?
Wir waren vorgestern live vor Ort und es ist faszinierend zu sehen, dass aus der Garage heraus in kürzester Zeit ein Weltunternehmen entstanden ist. Das zeigt, was möglich ist. Die „HP Garage“ (Foto) gilt als die Geburtsstätte des Silicon Valley. Unternehmen werden aus dem Nichts gegründet und zu Weltmarktführern.
Ist die Garage so etwas wie ein magischer Ort für Entrepreneure?
Nein, sie ist nur eine Garage. Im Wesentlichen sind es die geschaffenen Rahmenbedingungen und Kultur, die das gesamte Silicon Valley heute zum magischen Ort für Entrepreneure machen.
Was waren die beeindruckendsten Erlebnisse und Begegnungen bisher?
Alle Treffen haben uns positiv geprägt. Besonders hervorzuheben ist ein Termin mit dem deutschen Professor Pascal Finette von der Singularity University, der uns die Kraft des exponentiellen Wachstums verdeutlicht hat. Dr. Andreas Berger von der RWE-Gruppe hat uns verdeutlich, wie ein Corporate sich am besten im Silicon Valley positioniert. Insbesondere seine kritische Betrachtung des Silicon Valley hat uns nachdenklich gemacht.
Was genau hat er kritisiert?
Dass nicht alle Produkte die Welt besser machen und auch hier die Leute nur mit Wasser kochen. Was die meisten gut können, ist sich und ihr Startup zu vermarkten. Häufig ohne große Substanz. Es wird mit Millionen bewertet, trotz häufig fehlender Rendite. Alle wollen der nächste Mark Zuckerberg werden und nur wenigen gelingt es, ihr Startup langfristig am Markt zu behaupten.
Es gibt den Traum vom Brunswick Valley. Hand aufs Herz: Wie weit ist die Region Braunschweig, wie weit sind die Menschen von dieser Vision entfernt?
In der Vergangenheit wurde viel getan, um auch in unserer Region das Thema voranzubringen. Das Silicon Valley ist über Jahrzehnte gewachsen und verzahnt die verschiedenen Akteure des Ökosystems in einer einzigartigen Art und Weise. In Braunschweig sind viele führende Forschungseinrichtungen, was eine gute Basis ist. Wesentlich ist ein Kulturwandel hin zum Entrepreneurship als Karriereoption. Noch zu häufig fehlt es an Risikobereitschaft, Venture Capital und den fördernden Strukturen.
Letzte Frage: Was werden Sie und die Studierenden mit nach Braunschweig bringen, wenn Sie in einigen Tagen wieder in den Flieger steigen?
Es geht darum, „Dinge zu tun“ und Risiko einzugehen. Wir vermitteln aber auch bewusst die kritische Perspektive: Die soziale Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft ist Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Diese sozialen Aspekte kommen im Silicon Valley häufig zu kurz. Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren und die soziale Marktwirtschaft in die Welt tragen.