Dieses Konzert-Erlebnis, wenn die Musik Gänsehaut macht – das reproduziert Udo Borgmann in seinem Kinosaal mit Surround-Klang naturgetreu. Bevor wir uns jetzt verkünsteln mit Umschreibungen, wie gut Lautsprecher von Borgmanns Technologie-Manufaktur Pan Acoustics klingen – bekommt der 60-Jährige denn selbst noch Gänsehaut beim Zuhören? „Immer wieder“, bestätigt er.
Zu hören sind diese Produkte bei 75 Prozent Exportanteil weltweit in Konzertsälen, Theatern und Museen, in Bahnhöfen und Flughäfen, in Tagungsräumen und Konferenzsälen sowie auf Freiluft-Festivals. 2005 entwickelte Pan Acoustics die erste Surround-Klanglösung für Autos. Nur für das private Wohnzimmer gibt es noch keine Produkte: Dem Preiskampf des Endkundenmarktes entzieht sich der Mittelständler bewusst, um keine Zugeständnisse bei der Qualität machen zu müssen.
Als Anspruch formuliert Gründer Borgmann nichts weniger, als „dem perfekten Klang auf der Spur“ zu sein. Diesen präsentiert er Kunden in einer eigens hergerichteten Halle. Die großen Schalltrichter sind – ein augenzwinkerndes Symbol – zu Leuchten umgebaut. Was viel unscheinbarere Lautsprecher und Digitaltechnik erschaffen, ist dagegen ein Klangwunder. Wer in der Halle spricht, hört sich je nach Systemeinstellung selbst wie in einem Zimmer, Saal oder mit Echo. So nähme es auch das Publikum wahr. Der Unterschied ist frappierend – und wichtig. Borgmann weiß: „Musiker spielen lieber dort, wo sie sich besser hören.“
Neues Gebäude für feinen Sound
Die Technik immer weiter zu verfeinern, darauf ist in dem vor 18 Monaten bezogenen Betriebsgebäude mit 20-Gigabit-Vernetzung alles ausgerichtet. Die 33 Ingenieure, Techniker und Sounddesigner haben dort ein ebenso praktisches wie gemütliches Umfeld zum Tüfteln und Produzieren. Und ein ausgefeiltes Hörlabor. Aktuelles Projekt sind Repeater, kabellos vernetzte Lautsprecher, die Durchsagen über weite Strecken und Flächen verständlich ausbreiten.
Auf der Dachterrasse mit unbezahlbarem Blick auf Elm, Asse, Brocken und das Hüttenwerk Salzgitter kommt Udo Borgmann ins Philosophieren. Pan Acoustics mit drei Millionen Euro Jahresumsatz verdient gutes Geld, setzt aber nicht auf Gewinnmaximierung. Die Firma ist ausgezeichnet als Digitaler Ort in Niedersachsen, erhielt den Technologie-Transferpreis der IHK und ist bereits zum dritten Mal nominiert für den Außenwirtschaftspreis des Landes Niedersachsen. „Made in Germany“ lässt Borgmann groß auf die Verpackungen drucken. Tatsächlich könnte er „Made in Braunschweiger Land“ schreiben. Denn fast alle Zulieferer kommen aus der Region, der lokale Anteil an der Wertschöpfung ist immens. Borgmann macht das aus Qualitätserwägungen und aus Überzeugung. So wie er Gehäuseteile von Lautsprechern lieber aus dem vollen Aluminium fräsen lässt statt aus Kunststoff gießen. In der Pandemie sicherten die kurzen Lieferketten Pan Acoustics eigene Lieferfähigkeit.
Lachen erlaubt
Qualität geht für Udo Borgmann weit über den Klang hinaus. Die Technik soll nämlich auch halten. „Zehn Jahre Garantie muss man sich erst mal trauen“, schmunzelt der studierte Elektrotechniker. Kunden in 27 Ländern freuen sich. Die Monteure auch. Ungeachtet des stabilen Aufbaus der Boxen setzen die Konstrukteure zugleich auf Leichtbau. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen, das gilt für Udo Borgmann auch im eigenen Haus. Weil alle Prozesse bis zum selbst entwickelten Warenwirtschaftssystem digitalisiert sind, ist das Homeoffice ein Selbstgänger. Borgmann findet, jeder Kollege sollte im Job mindestens einmal am Tag gelacht haben, „wenn es hilft, auch über den Chef“. Wichtig sei ihm, dass alle nach der Arbeit entspannt nach Hause gehen könnten: „Ich habe ja auch Verantwortung für die Familien.“
Fachkräftemangel ist bei solchen Voraussetzungen kein Thema: Nachwuchs findet Pan Acoustics an der TU Braunschweig. Dazu kommen Bewerbungen direkt aus der Branche. Und wer einmal bei Pan Acoustics landet, bleibt treu. Borgmanns Tochter Sarah Künnemann, die als Industriekauffrau auch über Einzelprokura verfügt, kümmert sich hauptsächlich um die Buchführung und das Personal. Auch Borgmanns Tochter Frederica Eichler, Master of Arts, arbeitet im Back-Office und hält ihrem Vater gemeinsam mit ihrer Schwester den Rücken frei. Sie kümmert sich außer ums Kaufmännische auch um die Öffentlichkeitsarbeit und das Betriebsklima: „Sie ist die gute Seele der Firma.“ Beide starteten ihren beruflichen Werdegang auf eigenen Beinen und sind vor vielen Jahren „freiwillig zu Pan Acoustics“ gekommen, betont Borgmann. Er selbst will „noch zehn Jahre geben, was er kann und danach noch fünf Jahre den Nachfolgern gute Impulse geben“, weil er noch so viele Entwicklungsmöglichkeiten sieht.
Sein Herzensprojekt wäre ein Alleinstellungsmerkmal für die Region: Borgmann plant auf dem Betriebsgelände ein Amphitheater. Die Grube ist bereits ausgehoben. „Es wird das bestklingende Amphitheater Europas“, hat sich Udo Borgmann vorgenommen. Offen für Abi-Partys, Klassik-Konzerte oder Proben von Weltklasse Bands.