und
22. Mai 2019
Rezensionen

Amazon, Arbeit, Osten …

Neue Wirtschaftsdokus und -bücher im Standort38-Check

Foto: SWR

Amazon außer Kontrolle?

daserste Mediathek, verfügbar bis 18.3.2020

Der Gang in die Stadt ist schon lange überflüssig, um sich seine Wünsche zu erfüllen. Längst werden Besorgungen schnell und bequem vom Sofa aus erledigt. Dabei ganz vorne im Geschäft: Amazon. In der SWR-Produktion „Amazon außer Kontrolle?“ wird hinter die Kulissen des Geschäftsmodells geschaut. Der Film von Claus Hanischdörfer und Jörg Hammer beleuchtet die Probleme des Ein-Klick-Konsums und zeigt dabei auch die Leidtragenden. Im Fokus der Doku: die Produktsicherheit. Häufig bieten Drittanbieter auf der Plattform sowohl fragwürdige Produkte als auch gefährliche Kosmetik- und Elektronikprodukte an – dabei wird der Blick vor allem auf die Produkte gerichtet, die aus China stammen. Die Autoren sprechen mit enttäuschten Amazon-Kunden und deutschen Händlern wie Rossmann und Audi, die sich aufgrund negativer Erfahrungen gegen Amazons Geschäftsmodell aussprechen. Schnell wird deutlich, dass das 24/7-Online-Shopping auf Plattformen wie Amazon nicht immer von Vorteil ist und sich der lokale Einkauf vielleicht doch ein zweites Mal überlegt werden sollte. Denn viele Produkte, die auf dem Amazon-Marketplace angeboten werden, entsprechen nicht den europäischen Maßstäben. Die Frage, ob Amazon diese noch unter Kontrolle hat, bleibt offen.

Foto: ZDF/Silvia Palmigiano

Weniger Arbeit – gleicher Lohn

ZDF Mediathek, verfügbar bis 30.03.2020

Teilzeit ist in aller Munde. In Zukunft könnten sich deutsche Unternehmen an den modernen Arbeitszeitmodellen orientieren. Die Dokumentation „Weniger Arbeit – gleicher Lohn“ zeigt in welchen Unternehmen Deutschlands die Teilzeit-Fantasie Realität geworden ist. Sie wirft einen Blick auf eine Bielefelder IT-Agentur und das Leben der Mitarbeiter in einer 25-Stunden-Arbeitswoche – Vollbezahlung inklusive. Schnell wird deutlich: Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit. Deswegen hat der Sanitärbetrieb aus Denkingen ein anderes Konzept. Die
Mitarbeiter arbeiten 40 Stunden die Woche und haben dafür einen Wunsch-Wochentag frei. Eins wird klar: Gerade die Unternehmen mit ausgeprägtem Fachkräftemangel müssen sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, um überhaupt noch Arbeitnehmer zu finden. Die Doku gibt einen ersten Einblick zum Teilzeit-„Traum“ – und macht Lust auf mehr.

Foto: MDR

Wer braucht den Osten? (Teil 2)

MDR Mediathek

In einer dreiteiligen Dokumentation wird den Fragen nachgegangen, warum der Osten auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene gebraucht wird und inwiefern der Westen vom Osten lernen kann. Im zweiten Teil der Dokureihe von Ariane Riecker und Dirk Schneider geht es um die deutsche Wirtschaft. Ist der Osten nur eine verlängerte Werkbank des Westens? Der Film geht zurück in die Neunziger und die Deindustrialisierung Ostdeutschlands. Es wird deutlich, dass sich der Osten wirtschaftlich wieder aufgerappelt hat und einige Erfindungen ohne die Denker aus Ostdeutschland gar nicht erst gemacht worden wären – beispielsweise Autos, die mit Wasserstoff fahren oder Raumschiffe, die an die ISS andocken. Dabei kommen einige Experten zu Wort: beispielsweise der Ökonom Prof. Hans-Werner Sinn. Wer braucht also den Osten? Mittlerweile eindeutig auch der Westen.

Mutterschaft

Sheila Heti, Rowohlt Verlag

Mutterschaft – ein Thema, das mit so vielen Emotionen verbunden ist, wie kaum ein anderes. Demnach ist es auch kein Wunder, dass das Buch „Mutterschaft“ von Sheila Heti an die Emotionen der Leser – vor allem wohl der Leserinnen – appelliert. Es widmet sich der Frage, die in jedem Leben früher und später auftritt: das Kinderkriegen (oder eben das Keine-Kinder-Kriegen). Dabei verbindet die Autorin ihre persönlichen Gefühle und Gedanken mit viel Humor. Auf der einen Seite stellt sie sich elementare, gar philosophische Fragen, auf der anderen Seite drückt sie ihre Unentschlossenheit dadurch aus, dass sie ihre Fragen versucht durch Münzwürfe zu beantworten – wobei sehr humorvolle Antworten entstehen.

Vom Leyhaus zur Sparkasse

Prof. Dr. Lothar Hagebölling, Die Braunschweigische Stiftung

Das Buch ist mächtige 1135 Seiten dick. Aber Herausgeber Prof. Dr. Lothar Hagebölling ist es dennoch gemeinsam mit fünf weiteren Autoren gelungen, ein Werk über die 250-jährige Tradition zu verfassen, das mehr ist als eine wissenschaftliche Abhandlung. Es werden Bankgeheimnisse aus einem Vierteljahrtausend gelüftet. Tatsächlich ist das Buch eine höchst interessante und spannende Auseinandersetzung mit der braunschweigischen Landesgeschichte bis in die heutige Zeit. Denn mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Braunschweigischen Landessparkasse bietet der Sammelband unentbehrliches Hintergrundwissen für die Bewertung der Sachlage. „Die Recherchen haben viel Neues, höchst Interessantes über diesen Teil der Braunschweigischen Landesgeschichte zu Tage gefördert“, versichert Hagebölling. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit den Themen „Leihhäuser im Braunschweigischen von den Anfängen bis 1832“ (Albrecht), „Der öffentliche Finanzsektor im Herzogtum Braunschweig zwischen 1832 und 1918“ (Kulhawy), „Braunschweiger Münzen und Geldscheine“ (Leschhorn), „Zwischen Ideologie und regionaler Verantwortung“ (Knake) und „Vom Ende der Braunschweigischen Staatsbank bis zur Diskussion über die Reorganisation der Braunschweigischen Landessparkasse“ (Wixforth). Die vollständige Rezension gibt es unter www.der-loewe.info.

 

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