Jedes siebte Unternehmen befürchtet, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Wirtschaft belasten könnte. Das ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), an der Anfang März rund 100 Unternehmen aus der Region teilgenommen haben. Die befragten Betriebe, von denen 51 Prozent aus der Industrie, 17 Prozent aus dem Großhandel, 14 Prozent aus dem Dienstleistungssektor und neun Prozent aus der Tourismusbranche stammen, gehen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus.
Neben Umsatzeinbußen erwarten sie insbesondere steigende Kosten durch höhere Beschaffungspreise (69 Prozent), Probleme bei Lieferketten und Logistik (47 Prozent) sowie verstärkte Handelshemmnisse durch die beschlossenen Sanktionen (37 Prozent), berichtet die IHKLW. 40 Prozent der befragten Unternehmen exportieren nach Russland, ein Drittel in die Ukraine. „Die russische Invasion in der Ukraine ist nicht nur unter politischen und humanitären Aspekten eine Tragödie. Dieser Krieg hat auch weitreichende Folgen für die regionale Wirtschaft“, sagte IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann. Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg hätten 142 Unternehmen Verbindungen nach Russland und 102 in die Ukraine.
Unternehmen reagieren auf Kriegsfolgen
„Unsere Unternehmen sorgen sich sehr um die Mitarbeiter vor Ort und um ihre wirtschaftliche Zukunft.“ Daher haben viele umgehend Maßnahmen ergriffen: 31 Prozent der Betriebe geben an, ihre Geschäftsbeziehungen nach Russland und in die Ukraine abgebrochen zu haben. 27 Prozent suchen nach alternativen Lieferanten und Abnehmern. Weitere 27 Prozent geben an, dass sie Maßnahmen zur finanziellen Absicherung ihrer Geschäftstätigkeiten eingeleitet haben.
Ein weiteres Problem: Russland ist weltgrößter Erdgasexporteur, Deutschland bezieht mehr als die Hälfte seines Erdgases von dort. „Hohe Energiepreise wären wachstumshemmend und würden die Erholung der Wirtschaft nach Corona erheblich bremsen“, so Kirschenmann. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen dennoch damit. Die Entwicklung werde sich sowohl durch gestiegene Produktionskosten als auch durch hohe Energiekosten bemerkbar machen, heißt es. „Wir rechnen hier mit deutlich nachfragedämpfenden Effekten aufgrund der zusätzlichen Belastungen für die Haushalte und der aktuell hohen Inflation.“