10. Februar 2016
Wirtschaftspolitik & -förderung

Rekordjahr für deutsche Exportwirtschaft

Warenexporte steigen um 6,4 Prozent zum Vorjahr. Firmen profitieren vom niedrigen Euro und vom US-Geschäft

Die deutsche Exportwirtschaft war im vergangenen Jahr wieder in Rekordlaune. Foto: pixabay

Die deutsche Exportwirtschaft war im vergangenen Jahr wieder in Rekordlaune: Waren im Wert von knapp 1,2 Billionen Euro hat sie exportiert, das waren 6,4 Prozent mehr als 2014, und Waren im Wert von knapp 950 Millionen wurden importiert, das waren 42,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Beides waren Höchstwerte.

Das Gesamtjahr sei „überraschend gut“ gewesen, meint Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland der Deutschen Bank. Die deutsche Wirtschaft habe Anteile im Welthandel gewonnen. Doch gegen Jahresende ließ die Dynamik nach. Im Dezember schrumpften sowohl Ein- als auch Ausfuhren sogar um 1,6 Prozent, wenn man die Zahlen um Kalender- und Saisoneinflüsse bereinigt.

So ließ der Exportboom in die USA gegenüber dem ersten Halbjahr nach. Hinzu kam die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China und die nachlassende Nachfrage aus den Schwellenländern. „Auch in der Eurozone hat die Dynamik sich zum Schluss nicht weiter beschleunigt“, erläutert Schnelder.

Die Länder des Euroraums blieben mit einem Anteil von gut 36 Prozent der Ausfuhren im Volumen von 435 Milliarden Euro wichtigste Exportregion für Deutschland. Die USA verdrängten den langjährigen wichtigsten Exportkunden Frankreich auf den zweiten Platz, auf dem dritten Rang folgt Großbritannien. Die genauen Daten für die einzelnen Länder liefert das Statistische Bundesamt jedoch erst in zwei Wochen. Klar aber ist jetzt schon: zum ersten Mal seit 1997 sind die Ausfuhren nach China gesunken, das Reich der Mitte fällt damit auf den fünften Platz zurück hinter die Niederlande.

Das spürt etwa der deutsche Maschinen- und Anlagenbau. Für die mittelständische, exportorientierte Schlüsselindustrie ist China nach den USA der wichtigste Auslandsmarkt. Die Ausfuhren dorthin sind im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf gut 16 Milliarden Euro gesunken. Dafür hat Indien mehr deutsche Güter nachgefragt, das Land lag Ende November jedoch noch auf Rang 28 der Exportpartner.

Es zeigt aber: Der schwache Euro hat die Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums beflügelt. Doch der Schwung in den USA hat nachgelassen: „Wenn die USA schwächer werden, dann fehlt in diesem Jahr die treibende Kraft für den Außenhandel, die wir 2015 noch hatten“, warnt Carsten Brzeski. Neben den Ausfuhren hätten im Dezember auch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion enttäuscht.

„Wir merken, dass wir nicht auf einer Insel leben“, sagt der Chefvolkswirt der ING-Diba. Nicht nur die Schwellenländer kühlten ab, auch die Nachfrage aus den ölexportierenden Ländern fehle: „Das Wirtschaftswunder ist im Augenblick nur ein „Wunderchen“, denn es wird wirklich nur durch die Inlandsnachfrage getragen.“ Noch profitieren die Verbraucher ja vom niedrigen Ölpreis. Doch ob die gute Binnenkonjunktur reicht, um die Investitionen anzukurbeln, daran hat Brzeski Zweifel. Denn die Produktionskapazitäten seien normal ausgelastet. Wenn die Nachfrage aus dem Ausland nachlasse, gebe es wenig Anreiz für die Unternehmen zu investieren.

Der Bundesverband Groß- und Außenhandel rechnet trotz aller Unsicherheiten jedoch mit einem Anstieg der Ausfuhren um 4,5 Prozent und der Importe um vier Prozent im laufenden Jahr. Stefan Schneider von der Deutschen Bank erwartet ein Wachstum der Weltwirtschaft um drei Prozent. Er hält deshalb auch die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten für übertrieben.

Mit Sorge reagierten Fachleute auch auf den Rückgang der gesamten Produktion im Dezember um 1,2 Prozent zum Vormonat. NordLB-Analyst Stefan Große sprach von einer „dramatischen Entwicklung“.

Damit sei ein erwartetes Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,3 Prozent im Schlussquartal 2015 „ambitioniert“, ergänzte BayernLB-Experte Johannes Mayr. Die Daten für das Bruttoinlandsprodukt werden am Freitag veröffentlicht. Auch die Aussichten für den Jahresstart haben sich damit verschlechtert“, betonte Mayr.

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