29. Januar 2018
Wirtschaftspolitik & -förderung

Unternehmen, die das Leben prägten

100 Jahre Industrieklub Braunschweig

Schmalba(u)ch: Johann Andreas Schmalbauch gründete 1899 eine Konservenfabrik, die zum Marktführer in der Verpackungsindustrie wurde. Foto: Archiv

Es war ein illustrer Kreis von Fabrikbesitzern, Bankdirektoren und Kaufmännern, der sich inmitten des letzten Kriegsjahres 1918 zusammenfand, um den Braunschweiger Industrieklub zu gründen. Männer wie Max Büssing, Sohn des berühmten Fahrzeugpioniers, Kommerzienrat Ritter von Voigtländer oder die Gebrüder Schmalbach vom gleichnamigen Verpackungsunternehmen sind dabei. Außerdem weitere klingende Namen der regionalen Wirtschaftsgeschichte: Hoflieferant C. Langerfeld, Verlagsbuchhändler G. Westermann oder Bankherr G. Seeliger.

Neben 71 Privatpersonen gehören auch 30 Unternehmen zum Gründungskreis, darunter die Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co., die Gebrüder Welger aus Wolfenbüttel und die Bierbrauerei „Zum Feldschlösschen“. „1918 war sicher ein schwieriges Jahr, aber zu der Zeit war die Industrie in Braunschweig in einer ganz anderen Dimension vorhanden als heute. Unternehmen wie Schmalbach, Büssing oder Voigtländer haben damals das Leben geprägt“, betont Frank-Michael Rösch, der heute im Vorstand des Industrieklubs aktiv ist. Schon damals sollte dieser neben der Interessenvertretung vor allem dem gegenseitigen Austausch und zwanglosen Zusammensein dienen. Wie ernst man dieses Ziel nahm, zeigt die Idee, ein eigenes Klubhaus zu bauen. Die beeindruckende Summe von 262.000 Reichsmark, nach heutigem Stand umgerechnet 3,5 Millionen Euro, stifteten die Gründungsmitglieder hierfür. Aufgrund der angespannten Lage gegen Ende des Ersten Weltkriegs beschloss man schließlich, den Bau zu verschieben und legte das Geld in Kriegsanleihen an. Damit war es verloren und statt eines eigenen Klubhauses mieteten die Mitglieder Räumlichkeiten im Gewandhaus, die sie mit eigenem Mobiliar ausstatten.

Ein Klubdiener und eine Wirtschafterin versorgten von Montag bis Sonntag die Gäste. Es gab ein Lesezimmer mit rund 20 aktuellen Zeitungen und Zeitschriften, Vorträge, Konzert- und Kabarettabende. Der gesellschaftliche Höhepunkt war jeweils der Klubball am 3. Weihnachtstag. Während des Zweiten Weltkriegs fanden vereinzelt Vorträge statt, auch der 25. Geburtstag des Klubs wurde gefeiert. Als am 15. Oktober 1944 die Innenstadt ausbrannte, gingen sämtliche Unterlagen und Aufzeichnungen verloren. Lediglich der Weinkeller unter dem Gewandhaus überstand das Bombardement. Zwischenzeitlich zog der Industrieklub in Räumlichkeiten der Commerzbank um, nach dem Krieg ruhte die Aktivität. Erst im März 1950 riefen die Mitglieder den Industrieklub wieder ins Leben und zogen erneut in Räumlichkeiten im Gewandhaus. Dabei soll es nicht bleiben. Rösch: „Wir wollen das Projekt Klubhaus in diesem Jahr zu Ende bringen und in der Stadt Braunschweig eine repräsentative Immobilie kaufen.“ Genaueres könne er noch nicht verraten, aber man habe bereits Objekte fest im Auge. Damit würde sich ein Kreis schließen, 100 Jahre nach der Gründung.

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