Welche Ziele verfolgt die Stadt Braunschweig hinsichtlich der weiteren Gestaltung und Steuerung der Wirtschaft – größere Vielfalt oder Ansiedlungen von Industrie? Gibt es Sektoren, die stärker vertreten sein sollten?
Mit 250 Firmen des Hochtechnologiesektors und 27 Forschungseinrichtungen ist Braunschweig darauf angewiesen, bei wissensbasierten Unternehmen und Institutionen zu punkten. Die umworbenen und stark nachgefragten Fach- und Führungskräfte, die etwa in der IT-Branche arbeiten, machen ein urbanes Wohn- und Arbeitsumfeld in ansprechender Architektur immer häufiger zur Grundlage ihrer persönlichen Standortentscheidung. Wir haben das Stadtgebiet untersucht und im Gewerbeflächenentwicklungskonzept Flächen benannt, die diesen Ansprüchen genügen. Sie sind vor allem in der Nähe des Ringgleises zu finden: innenstadtnah und dennoch an die Autobahn und den ÖPNV angebunden, in der Nähe von Universitätsinstituten oder Forschungseinrichtungen sowie städtischer Infrastruktur. Dazu zählen Gastronomie, Kindergärten, Einkaufs- und Fitnessmöglichkeiten und kurze Wege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können. Die wissensbasierte Wirtschaft ist die Zukunft – vor allem ihr wollen wir diese Flächen erschließen. Thematisch fördern wir neben der Gründung von Hochtechnologieunternehmen insbesondere die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft sowie die Gesundheitswirtschaft, um eine Diversifizierung zu unterstützen.
Was versprechen Sie sich von dem interkommunalen Gewerbegebiet an der Grenze zur Stadt Salzgitter?
Dieses Projekt ist schon ein starkes Signal für eine gute regionale Zusammenarbeit und würde sich als beispielgebend erweisen: Benachbarte Kommunen, die zusammenarbeiten, können Synergieeffekte nutzen und davon gemeinsam profitieren. Wenn sich das interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet Brauschweig-Salzgitter verwirklichen lässt – dazu wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben – erhalten wir rund 300 Hektar für gewerbliche und industrielle Nutzung. Das würde beiden Städten und der Region große Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Rund 176 Hektar liegen auf dem Gebiet der Stadt Salzgitter und 124 Hektar auf dem Gebiet der Stadt Braunschweig.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Innenstadt und des Einzelhandels in den vergangenen neun Jahren – seit Eröffnung der Schloss-Arkaden?
Braunschweig hat sich immer mehr zu einem Magnet für das Umland entwickelt. Das liegt an der Attraktivität und dem Flair der Innenstadt. Bei einem Einzelhandelsumsatz von gut 730 Mio. Euro jährlich und mit einer Zentralitätsziffer von 141,8 – das heißt: in Braunschweig wird fast 42 Prozent mehr Geld im Einzelhandel ausgegeben als alle Einwohner zusammen an Kaufkraft in diesem Bereich haben – gilt unsere Innenstadt in der Fachwelt bundesweit als Top-Standort.
Fachkräfte zu gewinnen, wird für Unternehmen zukünftig immer schwieriger werden. Dabei spielt auch das Gesamtpaket einer Stadt eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung für einen Job. Wie ist Braunschweig diesbezüglich aufgestellt bzw. was tun Sie dafür?
Je attraktiver Stadt und Region sind, desto leichter fällt es, Fach- und Führungskräfte anzuziehen. Wir haben bei den Themen Kultur, Naherholung, Freizeitgestaltung und Lebensqualität weit mehr zu bieten als sich bisher herumgesprochen hat. Deshalb arbeiten wir mit der Allianz für die Region daran, diese Qualitäten im Regionalmarketing besser als bisher herauszuarbeiten und bekannter zu machen. Die städtische Stadtmarketing GmbH eröffnet Braunschweiger Unternehmen mit ihrer Best Choice Kampagne zudem eine Möglichkeit, mit den Vorzügen unserer Stadt ein offen
sives Recruiting zu betreiben. Welche Großstadt kann von sich schon behaupten: „10 Minuten zur Arbeit – 5 Minuten zum See“. Braunschweig kann das und tut es.
Wenn Sie Wünsche frei hätten: Welche infrastrukturellen Maßnahmen würden Sie für die Stadt umsetzen wollen?
Die schnelle Umsetzung des Gewerbeflächenentwicklungskonzeptes.